Refit der RhB Einheitswagen I von LEBU
LEBU B 2307 nach dem Reift mit neuem Schriftzug, Logo und technischen Anschriftenblock
Ausgangslage Die Modelle der RhB-Einheitswagen vom Typ EW I in verkürzter Länge für die Berninabahn, gefertigt von LEBU, sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Der intensive Einsatz im Modellbahnalltag sowie der natürliche Alterungsprozess haben an diesen seltenen Modellen deutliche Spuren hinterlassen.Hinzu kommt, dass sich auch das Erscheinungsbild der Wagen beim Vorbild im Laufe der Zeit mehrfach verändert hat. So wurde das RhB-Logo überarbeitet, und auf jeder Wagenseite findet sich heute der Schriftzug Rhätische Bahn in Deutsch sowie jeweils in rätoromanischer (Viafier Retica) oder italienischer Sprache (Ferrovia Retica) auf der gegenüberliegenden Seite. Technisch wurden die Wagen für den Einsatz in Pendelzügen angepasst, was sich optisch durch das gelbe Dreieck an den Wagenenden zeigt. Angesichts dieser Veränderungen stellte sich die berechtigte Frage, wie mit den hochwertigen Modellen weiter verfahren werden sollte.
Entscheid Die zentrale Herausforderung bestand in der korrekten Anpassung der Beschriftung. Nach intensiver Recherche wurden drei Lösungsansätze in Betracht gezogen: Der Kauf fertiger Schriftzüge, die Eigenproduktion von Schriftzügen, die professionelle Anfertigung nach eigenen Vorgaben. Da käufliche Schriftzüge qualitativ nicht immer überzeugten und die Eigenproduktion technische Herausforderungen bei der Übertragung auf die Modelle mit sich brachte, erwies sich die Anfertigung durch eine spezialisierte Firma als der beste Weg. Es wurden individuelle RhB-Logos und Rhätische Bahn-Schriftzüge in Auftrag gegeben, die zunächst testweise auf dem Gepäckwagen DZ 4231 angebracht wurden. Allerdings zeigte sich bei der Verwendung eines Schneidplotters eine Grössenbegrenzung: Kleinste Zeichen und technische Angaben liessen sich nicht mehr präzise genug umsetzen. Durch Zufall wurde jedoch eine Firma gefunden, die Anreibebuchstaben nach eigenen Vorlagen herstellen konnte. Diese boten mehrere Vorteile: Sie konnten in jeder gewünschten Grösse gefertigt werden und waren extrem dünn, wodurch sie sich besser ins Gesamtbild der Modelle einfügten als geschnittene Folienbuchstaben.
Refit Um Anreibebuchstaben herzustellen braucht es vektorisierte Grafikvorlagen. Der ganze Schriftenbogen wurde nach Bedarf erstellt. Die Rhätische Bahn Schriftzüge in den drei Sprachen und das RhB Logo waren bereits vorhanden. Die technischen Blöcke mit den Wagennummern wurden neu gezeichnet. Jeder Wagen erhielt wieder seine eigene Betriebsnummer. Dazu kamen die Bremsanschriften, Anzahl der Sitzplätze sowie die letzten Revisionsdaten. Alle Daten stammten direkt von Vorbildern oder anderen Modellen, sowie aus den bekannten Werken von Schweers und Wall sowie C. Jeanmaire.
Nachdem die Schriften produziert waren, ging es darum, die alten Wagenanschriften zu entfernen. Beim Gepäckwagen DZ konnte mit einem feinen Messer die alte Schrift so entfernt werden, dass die Wagenlackierung fast nicht beschädigt wurde. Bei den Personenwagen funktionierte das nicht, und die Lackierung nahm beim entfernen der alten Schriften massiven Schaden. Jeglicher Versuch die alten Anschriften von den Wagen zu bekommen scheiterte. Auch Lösungsmittel waren keine brauchbare Hilfe. Da die Wagen aber zum Teil derart verkratzt waren, war die Lösung eigentlich klar, die Wagen musste neu gespritzt werden.
Per Zufall fand ich die Firma wieder, die die Wagen schon damals vor vielen Jahren für die Firma LEBU lackiert hatten. Sogar der gleiche Malermeister war noch im Betrieb und wusste sofort um was es geht. Die Wagen wurden von der Spritzwerkstatt mit grossem Aufwand aufgearbeitet. Die alten Schriften abgeschliffen und der ganze Wagen so abgedeckt, dass keine unerwünschten Stellen mit Farbe voll wurden. Dann konnte unterhalb des Zierstreifens und zwischen den Einstiegsbereichen die Seitenwände partiell neu gespritzt werden. Verwendet wurde die gleiche Zweikomponentenfarbe, die auch schon bei der Erstlackierung Verwendung fand.
LEBU B 2309 mit der Seite der romanischen Bahnanschrift Viafier retica
Für die Anfertigung der Anreibebuchstaben wurden vektorisierte Grafikvorlagen erstellt. Neben den dreisprachigen Rhätische Bahn-Schriftzügen und dem RhB-Logo wurden die technischen Blöcke mit Wagennummern neu gezeichnet. Jeder Wagen erhielt wieder seine originale Betriebsnummer sowie korrekte Bremsanschriften, Sitzplatzangaben und Revisionsdaten. Die Daten stammten aus Originalquellen, anderen Modellen sowie aus den Standardwerken von Schweers & Wall und C. Jeanmaire.
Vor der Neubeschriftung mussten die alten Anschriften entfernt werden. Während dies beim Gepäckwagen DZ 4231 mit einem feinen Messer weitgehend schadlos gelang, erwies sich die Lackierung der Personenwagen als problematisch. Die alten Schriftzüge liessen sich, ohne erhebliche Schäden an der Lackierung zu hinterlassen nicht mehr entfernen Lösungsmittel erwiesen sich ebenfalls als ungeeignet.
Da die Wagen ohnehin stark verkratzt waren, fiel die Entscheidung zugunsten einer Neulackierung. Glücklicherweise konnte der ursprüngliche Lackierbetrieb ausfindig gemacht werden, der bereits in der Vergangenheit für LEBU tätig war. Sogar der gleiche Malermeister war noch im Betrieb und erkannte sofort die Anforderungen. Die Wagen wurden in der Spritzwerkstatt mit grossem Aufwand aufgearbeitet:
• Die alten Beschriftungen wurden vorsichtig abgeschliffen.
• Der Wagenkasten wurde sorgfältig abgedeckt, um ungewollte Lackierungen zu vermeiden.
• Die Seitenwände wurden gezielt im Bereich unterhalb des Zierstreifens sowie zwischen den Einstiegsbereichen partiell neu lackiert.
• Zum Einsatz kam dieselbe hochwertige Zweikomponentenfarbe, die bereits bei der Erstlackierung verwendet worden war.
Das Ergebnis ist eine optisch und qualitativ hochwertige Wiederherstellung der Modelle, die nun sowohl hinsichtlich der Beschriftung als auch der Lackierung dem aktuellen Vorbild entsprechen.
LEBU Rhätische Bahn B EW I 2314 nach dem Refit, HW 22.1.2012 noch ohne gelbe Eckenmarkierungen