Die Silouette der Fronten wurde gut getroffen
Das Modell ist serienmässig mit einem Digitaldecoder mit Sound ausgerüstet der das Hauseigene mfx Protokoll und DCC versteht. Der mxf Decoder verleiht dem Steinbock durch Anpassen von wenigen entsprechenden CV`s gute Fahreigenschaften. Die Programmierung funktioniert auch mit einer DCC-Zentraleinheit wie einer ESU ECoS oder einer ZIMO MX1HS oder MX10.Durch drei 13-polige Verbindungskabel werden die Zwischenwagen und der Steuerwagen vom Triebwagen her mit Energie und den entsprechenden Signalen für die Steuerung der Beleuchtung versorgt. Die Wagen verfügen über keine separate Stromabnahme. Die Drehgestelle des Triebwagens sind zusätzlich zu den Radstromkontakten mit je zwei Schleifer ausgerüstet. 17 verschiedene Funktionen sind über den Decoder schaltbar. Ein Must bei diesem Zug, ist die schaltbare Beleuchtung der beiden Bündner Wappen an den Fronten der Führerstände. Ein Gadget, dass beim Vorbild sogar bei abgestellten Zügen beleuchtet ist. Der Sound für Fahren und Bremsen ist authentisch. Woher die Stimme der Ansagen stammtt bleibt ein Rätsel, sicher ist, dass die verwendeten Ansagen nicht von Irina Schönen (die offizielle Stimme der RhB) gesprochen wurden.
Der korrekten Fahrzeugreihung ist Beachtung zu schenken
Der Zugzusammenstellung sollte - vorausgesetzt man legt Wert auf Vorbildlichkeit – Beachtung geschenkt werden. Denn es gibt nur eine einzig vorbildliche Konfiguration. Es ist davon auszugehen, dass der Triebwagen und der Steuerwagen korrekt im Zugverband platziert wird. Beim Einreihen der Zwischenwagen sind aber Fehler möglich. Vom Triebwagen her, wir zuerst der B 31611 mit dem WC Seite Triebwagen eingereiht, dann der B 31711 mit dem Multifunktionsabteil für Fahrräder und Kinderwagen. Das MFA soll Seite B stehen und zum Schluss der Steuerwagen. Die Capricorn Trieb- und Steuerwagen verfügen an den Fronten über Imitationen einer automatischen Faiveley (ex Schwab) Kupplung. Das Mitgeben von zusätzlichen Verstärkungswagen oder Güterwagen sind auch am LGB-Modell nicht vorgesehen. Wenn überhaupt, würde es mehr Spass und vor allem Sinn machen, zwei Capricorn Züge in Vielfachsteuerung zu fahren und das Flügelzugkonzept nachzubilden. Im Zugverband wird mit einer starren Kupplung, wie sie bereits beim LGB Allegra Verwendung fand, gekuppelt. Diese Kupplung ist im Betrieb, wie beim Vorbild, grundsätzlich nicht trennbar. Sie lässt sich aber durch das Rasterklemmsystem rasch und einfach kuppeln und entkuppeln. Auch die Anpassung an die vorhandenen Radien geht einfach, hier gilt, je enger die Radien - desto weiter der Abstand zwischen den Fahrzeugen.
Auf dem hauseigenen R1 Radius mit 60cm wird der Bogen mit diesem Modell definitiv überspannt - fast 40 mm Überhang ist einfach zu viel
Zur korrekten Zugbildung gehört auch, dass der richtige Stromabnehmer gehoben ist. Die Stromabnehmer werden über die Funktion F3 in einer Abfolge von heben hinten, heben beide und heben vorne oder mit F7 Fahrrichtungsabhängig ferngesteuert. Korrekt ist, immer der in der Fahrrichtung vordere Stromabnehmer zu heben und es wird immer nur ein Stromabnehmer gehoben. LGB legt keinen grossen Wert auf die Funktion «Motorisch angetriebene Stromabnehmer». Beim Betätigen der Funktion, schnellen die Pantos unvorteilhaft zackig in die Höhe, anstatt sich sanft und akustisch unterstützt vom vorbildlichen Sound, zu heben. Beim Senken zeigen die Stromabnehmer dasselbe unnatürliche Verhalten. Dass man auch nach über 35 Jahren, diese Funktion wurde 1989 bei der Auslieferung der modernen RhB Ge 4/4 II eingeführt, Stromabnehmer von Eisenbahnmodellen nach wie vor wie Fliegenklatschen betreibt, ist nicht nachvollziehbar. Die Stromabnehmer sind brüniert und nicht Weissaluminium RAL 9005 lackiert. Auch wenn Sie schlicht nur blank verchromt wären, würden sie vorbildlicher aussehen und das originalgetreue Gesamtbild des Zuges positiv untermahlen. Auch nicht erklären lässt sich der «Schutzbügel» vorne am Pantogelenk. Dieser lässt sich aber mit einer Flachzange und einem beherzten «Abknicken» desselben rasch entfernen.
Der modifizierte Stromabnehmer - Gelenkbügel entfernt und RAL 9005 lackiert
Fazit Das MLGB-Modell des RhB ABe 4/16 Capricorn ist ein schönes, wertiges Modell, dass nur schon durch seine schiere Grösse einen Eyecatcher auf der Anlage darstellt. Qualitativ hat er das Niveau wie man es sich von einem LGB Modell gewohnt ist. Preislich bewegt sich der Zug im normalen Rahmen. In der offiziellen Betriebsanleitung wird explizit darauf hingewiesen, dass der Zug auf grösseren Radien als R1 (600mm) betrieben werden soll. Es ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, Modelle, die beim Vorbild eine Länge von fast 20m aufweisen, auf Radien von 600mm zu fahren. Der Weltbekannte Landwasserviadukt bei Filisur, weisst einen sehr engen Radius von 100m auf. In 2m wären das rund 4m. Die 600mm des R1 Radius entsprechen beim Vorbild einem Radius von etwa 13m. Einen Radius von 13m kann beim Vorbild nicht mal eine zweiachsige Strassenbahn befahren und wäre sogar für eine Stainz noch zu eng. Die LGB Maxime, jedes Modell und sei es noch so gross, immer auch auf dem Mindestradius einsetzen zu können, sollte einmal gründlich überdacht werden. Und Modellbahner, die den Anspruch erheben, jedes Modell muss auf jeder Anlage, auch mit viel zu engen Radien, betrieben werden können, sollten dahingehend belehrt werden, dass auch ein Perpetumobile seit Menschengedenken zwar gewünscht aber nie umsetzbar sein wird.
Die Zeiten des R1 für Modelle mit den Dimensionen wie sie ein Capricorn hat sind endgültig vorbei. Werden solche Modelle noch für Radien von 600mm "zurechtkonstruiert" hat das nichts mehr mit Modelleisenbahn zu tun, sondern nur noch mit Spielzeug. Es ist eine Tatsache der Capricorn macht den MLGB Radius R3 (1200mm) zum neuen Radius R1.