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Der neue MLGB Steinbock auf der Anlage unterwegs als Regionalzug

MLGB RhB ABe 4/16 Capricorn

Vorbild Die Beschaffung der Capricorn-Triebzüge war das grösste Rollmaterial-Beschaffungsprojekt in der Geschichte der Rhätischen Bahn. Die Bestellung umfasste 56 vierteilige Triebzüge, das Auftragsvolumen belieft sich auf über 534 Millionen Schweizer Franken. Die mit automatischen Kupplungen ausgerüsteten, vierteiligen Triebzüge  modernisieren die RhB Flotte wesentlich und bringt einige Änderungen in den Betriebsablauf. Den Abschluss der Einführung dieser schönen Züge bildete die Weltweit vermarktete Weltrekord Fahrt mit 25 gekuppelten Einheiten von Preda nach Filisur. 

Modell Die Triebköpfe des MLGB ABe 4/16 wurden im Frühjahr 2023 ausgeliefert. Mit den Zwischenwagen liessen man sich im Hause Märklin noch etwas Zeit. Mit diesem Grundequipment liessen sich gerade mal ein paar Testfahrten machen, da der zweiteilige «Rumpfzug» die hochgesetzten Erwartungen an das Modell dann doch nicht wirklich zu erfüllen vermochte. Mittlerweile ist der ganze Zug ab Lager lieferbar. Ein vierteiliger Zug - im Vorbild fast 80m Lang, macht in 2m - auch wenn er bei MLGB wie zu erwarten war, verkürzt ist, etwas her. Der Modellzug müsste 3’397mm lang sein. Effektiv misst das MLGB-Modell 2`960 mm und ist damit um ca 13% verkürzt.

Durch eingesetzte Türen die als separates Formteil gefertigt werden ergeben sich messerscharfe Farbtrennkanten ohne aufwändiges abdecken beim lackieren

Das Modell ist in bewährter LGB-Qualität gefertigt und technisch wurde auch auf eine langjährige und erprobte Konstruktion gesetzt. Je ein längsliegender Bühler Motor pro Antriebsdrehgestell im Triebwagen unterstütz von je einem Haftreifen pro Achse, ergeben genug Zugkraft, den vierteiligen Zug über vorbildliche Steigungen zu befördern. Durch den hohen Anteil an Niederflurbereichen, mussten Drehgestelle und Elektronikkomponenten im Modell so platziert werden, dass sie beinahe unsichtbar sind. Iim gut einsehbaren Innenraum waren dann auch einige Kompromisse bei den Sitzen notwendig. Die für allfällige Figuren nur noch wenig oder gar kein Platz für lange Beine bieten. Alle Fahrzeuge laufen auf Räder mit Metallradreifen. In den Drehgestellen der Zwischenwagen laufen je zwei Achsen mit Kugellager und zwei Achsen ohne Kugellager. Beim Steuerwagen ist das Enddrehgestell ein Antriebsdrehgestell ohne Motor und das andere ein Drehgestell mit je einer kugelgelagerten Achse und einer Achse ohne Kugellager. Funktional ist das Modell einfach gehalten. Keine Türen zum öffnen – auch nicht die Führerstandtüren. Funktionierende Führerstandtüren sind nicht zwingend notwendig, aber bei früheren Modellen war das bei LGB noch Standard. Optisch wurde das Modell gut getroffen, die markante Form der Fronten wurden vorbildlich wiedergegeben und verleihen dem Modell damit einen hohen Wiedererkennungswert. 


Die Silouette der Fronten wurde gut getroffen

Das Modell ist serienmässig mit einem Digitaldecoder mit Sound ausgerüstet der das Hauseigene mfx Protokoll und DCC versteht. Der mxf Decoder verleiht dem Steinbock durch Anpassen von wenigen entsprechenden CV`s gute Fahreigenschaften. Die Programmierung funktioniert auch mit einer DCC-Zentraleinheit wie einer ESU ECoS oder einer ZIMO MX1HS oder MX10.Durch drei 13-polige Verbindungskabel werden die Zwischenwagen und der Steuerwagen vom Triebwagen her mit Energie und den entsprechenden Signalen für die Steuerung der Beleuchtung versorgt. Die Wagen verfügen über keine separate Stromabnahme. Die Drehgestelle des Triebwagens sind zusätzlich zu den Radstromkontakten mit je zwei Schleifer ausgerüstet. 17 verschiedene Funktionen sind über den Decoder schaltbar. Ein Must bei diesem Zug, ist die schaltbare Beleuchtung der beiden Bündner Wappen an den Fronten der Führerstände. Ein Gadget, dass beim Vorbild sogar bei abgestellten Zügen beleuchtet ist. Der Sound für Fahren und Bremsen ist authentisch. Woher die Stimme der Ansagen stammtt bleibt ein Rätsel, sicher ist, dass die verwendeten Ansagen nicht von Irina Schönen (die offizielle Stimme der RhB) gesprochen wurden.

Der korrekten Fahrzeugreihung ist Beachtung zu schenken

Der Zugzusammenstellung sollte - vorausgesetzt man legt Wert auf Vorbildlichkeit – Beachtung geschenkt werden. Denn es gibt nur eine einzig vorbildliche Konfiguration. Es ist davon auszugehen, dass der Triebwagen und der Steuerwagen korrekt im Zugverband platziert wird. Beim Einreihen der Zwischenwagen sind aber Fehler möglich. Vom Triebwagen her, wir zuerst der B 31611 mit dem WC Seite Triebwagen eingereiht, dann der B 31711 mit dem Multifunktionsabteil für Fahrräder und Kinderwagen. Das MFA soll Seite B stehen und zum Schluss der Steuerwagen. Die Capricorn Trieb- und Steuerwagen verfügen an den Fronten über Imitationen einer automatischen Faiveley (ex Schwab) Kupplung. Das Mitgeben von zusätzlichen Verstärkungswagen oder Güterwagen sind auch am LGB-Modell nicht vorgesehen. Wenn überhaupt, würde es mehr Spass und vor allem Sinn machen, zwei Capricorn Züge in Vielfachsteuerung zu fahren und das Flügelzugkonzept nachzubilden. Im Zugverband wird mit einer starren Kupplung, wie sie bereits beim LGB Allegra Verwendung fand, gekuppelt. Diese Kupplung ist im Betrieb, wie beim Vorbild, grundsätzlich nicht trennbar. Sie lässt sich aber durch das Rasterklemmsystem rasch und einfach kuppeln und entkuppeln. Auch die Anpassung an die vorhandenen Radien geht einfach, hier gilt, je enger die Radien - desto weiter der Abstand zwischen den Fahrzeugen.

Auf dem hauseigenen R1 Radius mit 60cm wird der Bogen mit diesem Modell definitiv überspannt - fast 40 mm Überhang ist einfach zu viel

Zur korrekten Zugbildung gehört auch, dass der richtige Stromabnehmer gehoben ist. Die Stromabnehmer werden über die Funktion F3 in einer Abfolge von heben hinten, heben beide und heben vorne oder mit F7 Fahrrichtungsabhängig ferngesteuert. Korrekt ist, immer der in der Fahrrichtung vordere Stromabnehmer zu heben und es wird immer nur ein Stromabnehmer gehoben. LGB legt keinen grossen Wert auf die Funktion «Motorisch angetriebene Stromabnehmer». Beim Betätigen der Funktion, schnellen die Pantos unvorteilhaft zackig in die Höhe, anstatt sich sanft und akustisch unterstützt vom vorbildlichen Sound, zu heben. Beim Senken zeigen die Stromabnehmer dasselbe unnatürliche Verhalten. Dass man auch nach über 35 Jahren, diese Funktion wurde 1989 bei der Auslieferung der modernen RhB Ge 4/4 II eingeführt, Stromabnehmer von Eisenbahnmodellen nach wie vor wie Fliegenklatschen betreibt, ist nicht nachvollziehbar. Die Stromabnehmer sind brüniert und nicht Weissaluminium RAL 9005 lackiert.  Auch wenn Sie schlicht nur blank verchromt wären, würden sie vorbildlicher aussehen und das originalgetreue Gesamtbild des Zuges positiv untermahlen. Auch nicht erklären lässt sich der «Schutzbügel» vorne am Pantogelenk. Dieser lässt sich aber mit einer Flachzange und einem beherzten «Abknicken» desselben rasch entfernen.

Der modifizierte Stromabnehmer - Gelenkbügel entfernt und RAL 9005 lackiert

Fazit Das MLGB-Modell des RhB ABe 4/16 Capricorn ist ein schönes, wertiges Modell, dass nur schon durch seine schiere Grösse einen Eyecatcher auf der Anlage darstellt. Qualitativ hat er das Niveau wie man es sich von einem LGB Modell gewohnt ist. Preislich bewegt sich der Zug im normalen Rahmen. In der offiziellen Betriebsanleitung wird explizit darauf hingewiesen, dass der Zug auf grösseren Radien als R1 (600mm) betrieben werden soll. Es ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, Modelle, die beim Vorbild eine Länge von fast 20m aufweisen, auf Radien von 600mm zu fahren. Der Weltbekannte Landwasserviadukt bei Filisur, weisst einen sehr engen Radius von 100m auf. In 2m wären das rund 4m. Die 600mm des R1 Radius entsprechen beim Vorbild einem Radius von etwa 13m. Einen Radius von 13m kann beim Vorbild nicht mal eine zweiachsige Strassenbahn befahren und wäre sogar für eine Stainz noch zu eng. Die LGB Maxime, jedes Modell und sei es noch so gross, immer auch auf dem Mindestradius einsetzen zu können, sollte einmal gründlich überdacht werden. Und Modellbahner, die den Anspruch erheben, jedes Modell muss auf jeder Anlage, auch mit viel zu engen Radien, betrieben werden können, sollten dahingehend belehrt werden, dass auch ein Perpetumobile seit Menschengedenken zwar gewünscht aber nie umsetzbar sein wird.

Die Zeiten des R1 für Modelle mit den Dimensionen wie sie ein Capricorn hat sind endgültig vorbei. Werden solche Modelle noch für Radien von 600mm "zurechtkonstruiert" hat das nichts mehr mit Modelleisenbahn zu tun, sondern nur noch mit Spielzeug. Es ist eine Tatsache der Capricorn macht den MLGB Radius R3 (1200mm) zum neuen Radius R1.

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