RhB Ge 4/4 I 606 KESCH in Davos Platz
Bis Mitte der vierziger Jahre bewältigten elektrische Stangenlokomotiven fast den gesamten Verkehr auf der RhB. Im Frühjahr 1944 wurde durch die Rhätische Bahn Studien zur Anschaffung einer neuen Lokomotivgeneration durchgeführt. Es sollte eine moderne, laufachslose Lokomotive für den Schnell- und Güterzugsdienst sein. Die Industrie MFO, SLM, BBC lieferten schliesslich vier Fahrzeuge, die technisch mit den BLS Lokomotiven der Baureihe Ae 4/4 ähnlich waren.
Die Lokomotiven weisen zwei Drehgestelle mit je zwei durch achtpolige Reihenschlussmotoren angetriebenen Achsen auf. Die Energieversorgung geschieht über zwei Stromabnehmer die mit einer Dachleitung verbunden sind über einen Druckluft-Hauptschalter zum Transformator. Der Fahrmotorenstrom wird über einen 28 Stufigen Hochspannungs-Stufenschalter mit Luftmotor geregelt. Die Lokomotiven sind mit einer Rekuperationsbremse und Vielfachsteuerung ausgestattet. Die Drehmomentübertragung der Motoren erfolgt über den weit verbreiteten BBC-Federantrieb, der zur Zeit der Bestellung als sehr bewährt galt, da bereits viele normalspurige Lokomotiven damit ausgerüstet waren.
Die erste Lok wurde im Juli 1947 abgeliefert. Aufgrund der positiven Erfahrungen, wurden 1951 sechs weitere Lokomotiven bestellt, jedoch verfügen diese Lokomotiven über keine Vielfachsteuerung mehr, die es ermöglichte hätte, bei Bedarf zwei Lokomotiven mit nur einem Lokomotivführer zu bedienen.
Aufgrund ihrer höheren Höchstgeschwindigkeit wurden diese Lokomotiven während den ersten Betriebsjahren hauptsächlich in Schnellzüge eingesetzt und ersetzten allmählich die Stangenlokomotiven des Typs Ge 6/6 und Ge 4/6. Trotz ihrer grösseren Leistung, kam man aber am Albula nicht umhin, bei schweren Schnellzügen mit einer Ge 2/4 Vorspann zu Leisten oder eben in Doppeltraktion zu fahren. So wurden die Lokomotiven bald in leichtere Dienste im Unterengadin oder in Regionalzügen auf der Albulalinie verdrängt. Ihre Aufgabe wurden durch die stärkeren Ge 6/6 II und mitte 70 Jahre durch die neuen Ge 4/4 II übernommen.
Die ganze Serie wurde zwischen 1986 und 1991 in der Hauptwerkstätte Landquart komplett revidiert. Nach über 40 Dienstjahren, war der Ersatz altersschwacher und korrodierter Komponenten notwendig. Die alten Führerstände wurden komplett entfernt und durch moderne, etwas längere ersetzt und erhielten neue, ergonomisch gestaltete Führertische. Die Fahrzeuge wurden bis zur Trafowicklung neu verkabelt. Ferner erhielten alle Lokomotiven eine Vielfachsteuerung die auch den Betrieb von einem Steuerwagen aus erlaubte. Mitte der neunziger Jahre wurden auch noch die Scherenstromabnehmer durch moderne Einholstromabnehmer ersetzt.
Die modernisierten Loks werden auf dem ganzen Netz vor leichten Zügen eingesetzt. Das kleinere Lichtraumprofil der Einholstromabnehmer ermöglicht auch den Einsatz nach Arosa. Regelmässig waren sie auch vor dem Berninaexpress und dem Heidiexpress mit den modernen RhB Panoramawagen im Einsatz. Aber auch Schnellzüge Davos-Disentis gehören zu ihrem Einsatzgebiet.
Inzwischen haben einige Loks schon eine Laufleistung von mehr als 5 Millionen Kilometer auf schmaler Spur erbracht. Aktuell befinden sich noch vier Maschinen, davon drei in Betriebsfähigem Zustand bei den RhB.
Technische Daten
Bezeichnung | Ge 4/4 I |
Betriebsnummern | 601 – 610 |
Achsanordnung | BoBo |
Fahrleitungsspannung | 11 kV~, 16,7 Hz |
Spurweite | 1.000 mm |
Länge über Puffer | 12.100 mm |
Breite | 2.650 mm |
Dienstgewicht | 48,0 t |
Max. Leistung | 1.184 kW |
Höchstgeschwindigkeit | 80km/h |
Fahrzeugnamen
601 Albula | 606 Kesch |
602 Bernina | 607 Surselva |
603 Badus | 608 Madrisa |
604 Calanda | 609 Linard |
605 Silvretta | 610 Viamala |