Die Topographie der gebirgigen Schweiz stellte schon immer große Anforderungen an die Techniker und Entwickler von Eisenbahnfahrzeugen. Mit den Projekten "Bahn 2000" und den Gotthard- und Lötschberg-Basistunneln wird es eines Tages wohl weniger nötig sein, schnell Kurven zu durchfahren, doch bis dahin muss man sich zwischenzeitlich anders behelfen um konkurrenzfähige Fahrzeiten zu erreichen.
Die SBB begann zusammen mit der BLS 1991 mit umfangreichen Tests für eine neue Generation Züge. Mit einem verkürzten vier Wagen Zug eines ETR 450 der FS wurden auf der BLS Nordrampe Testfahrten durchgeführt, die Erkenntnisse über das Verhalten von Neigetechnikzüge bringen sollte.
Die positiven Resultate die sich aus den Tests ergaben, bewogen die Betreibergesellschaften FS, SBB und BLS sich zu einem gemeinsamen Unternehmen, die CISALPINO AG zusammen zu tun und bei der Industrie FIAT Ferroviare neun Züge zu bestellen. Die Züge wurden äusserlich baugleich wie die FS ETR 460 gestaltet, waren aber Mehrsystemtauglich. Anfangs für FS/SBB später für den Einsatz nach Stuttgart, wurden die Züge auch noch für das DB System ausgerüstet. Die Bezeichnung der Züge ETR 470.
Die Züge sind mit Neigetechnik ausgestattet, die es erlaubt, die vielen Kurven auf der SBB Gotthardstrecke und der BLS Lötschbergbahn mit einer um 20% höheren Geschwindigkeit zu befahren. Der Neigewinkel der pneumatisch betriebenen Neigetechnik beträgt bis zu 8°. Ein Stellmechanismus sorgt dafür, dass die beiden Stromabnehmer sich nicht neigen und immer in der gleichen Lage am Fahrdraht anliegen.
Eine Zuggarnitur besteht aus 9 Wagen. Drei 1. Klasse Wagen, einem Speisewagen und fünf 2. Klasse Wagen. In der 1. Klasse sind die Sitze mit einem Sitzteiler 2+1 in der 2. Klassse mit einem Sitzteiler 2+2 angeordnet. Im Speisewagen werden die Mahlzeiten im Zug frisch zubereitet und in gediegenem Ambiente serviert. Selbstverständlich wird vorallem italienische Küche gekocht. Capuchino oder Espresso wird auch an der Bar serviert.
Angetrieben wird der Zug über drei Traktionseinheiten UDT (UnitaDiTratzione). Jede Traktionseinheit verfügt über zwei Bordnetzumrichter BUR die für Trafoölpumpen, Kompressoren und Klimanlage die Energie liefern. Die UDT liefert auch die Energie für die Drehstrom-Asynchronmotoren die am Wagenkasten befestig sind und über Kardanwellen die Antriebsachsen im Drehgestell antreiben. Die installierte Leistung von 6MW vermag den fast 800t schweren Zug auf Tempo 200 km/h zu beschleunigen.
Technische Daten
Gesamtlänge | 237000mm |
Leergewicht Zug | 798t |
Motorenleistung max | 6MW |
Anfahrzugkraft | 260kN |
Bremssysteme im Zug | Rekuperations-,MG-,Scheiben- und Widerstandsbremsen |
Höchstgeschwindigkeit | 200km/h |
Zug-/ Baureihenbezeichnung | ETR 470 |
Herstellungskosten pro Zug | 25 Mio sFr |
Sitzplätze Total (1./2.Klasse,Bar) | 475 |
Baujahr | 1993-1996 |
Spurweite | 1435mm |
Stromsysteme | 15kV 162/3 Hz/3V DC |
Zugsicherungssysteme | SBB Integra/ZUB 121, INDUSI PZB 90, FS RS (Ripetizioni Segnali), seit 2007 ETCS |
Seit dem 13.Dezember 2009 existiert die CISALPINO AG nicht mehr. Die ETR 470 verkehren weiterhin als EC Züge auf der Destination Milano - Zürich im 2h Takt Die neun Züge wurden auf die Betreiberbahnen TrenItalia und SBB aufgeteilt. Fünf Züge gehören der TI und vier Züge der SBB. Die CISALPINO Labels wurden überklebt und die Züge werden das Design der Eigentümergeselschaft erhalten.