SBB Lokomotiven Re 4/4 II

Die Allrounderin der Schweizer Eisenbahnen



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Die Re 4/4 II, mit 296 Stück (davon 20 mit geänderter Getriebeübersetzung als Re 4/4 III im Einsatz), war die grösste je bestellte Lokomotivserie der SBB und ein zentrales Mitglied der SBB-Triebfahrzeugfamilie. Im Jahr 1964 wurden sechs Prototypen in Betrieb genommen, ab 1967 folgten die Serienlokomotiven. Die Stückzahl entspricht der weitaus grössten je in der Schweiz in Dienst gestellten und einheitlich gebauten Triebfahrzeugserie.

Der mechanische Teil der Lokomotive stammt von der SLM in Winterthur, der elektrische Teil von BBC in Baden sowie von der MFO in Oerlikon. Für die Traktionstechnik setzte man auf bewährte Stufenschaltertechnik. Neuere Systeme waren zwar bekannt, doch die SBB wollten keine Vorreiterrolle übernehmen, sondern auf verlässliche und bewährte Technik setzen.


Die Re 4/4 II ist eine echte Allroundlokomotive. Sie wird sowohl vor Schnell- als auch vor Güterzügen im Flachland sowie am Gotthard eingesetzt. In den 1970er-Jahren beförderte sie im hochwertigen Städteschnellzugdienst mit den neuen, klimatisierten Einheitswagen III die grau-orangen Züge auf der Hauptachse Genf – Zürich – St. Gallen. Für diesen Einsatz wurden die Loks (wie auch die Wagen) mit der automatischen Zug- und Druckkupplung AZDK ausgerüstet, die eines Tages Standard im europäischen Eisenbahnverkehr werden sollte. Das Projekt wurde jedoch gestoppt, da die SNCF die dafür vorgesehenen Mittel in den Ausbau ihrer TGV-Strecken investierte.

In den 1980er-Jahren wurden die EW III-Züge in untergeordneten Diensten eingesetzt und durch die neuen EW IV-Wagen ersetzt. Mit diesen IC-Zügen, die mit bis zu 16 Wagen teils über 700 t wogen, erbrachten die Lokomotiven Tagesleistungen von über 1000 km. Am Gotthard kamen sie vorwiegend vor leichteren Zügen zum Einsatz – bis zur Trennung von Personen- und Güterverkehr im Dezember 2003. Seither befördern Re 4/4 II in Doppeltraktion auch schwere Reisezüge über den Gotthard.

Die Lokomotiven sind dank ihrer geringen Störanfälligkeit und ihres Bedienkomforts bei den Lokführern sehr beliebt. Durch die Nachrüstung der Führerstände mit Klimaanlagen bleiben sie auch künftig attraktiv und werden wohl noch lange im regelmässigen Einsatz stehen.



Technische Daten

Bezeichnung Re 4/4 II – SBB Reihe 420
Hersteller SLM Winterthur / BBC Baden / MFO Oerlikon
Baujahre 1964 (Prototypen) – 1985 (Serienende)
Stückzahl 296 Exemplare (inkl. 20 Re 4/4 III)
Achsfolge Bo’Bo’
Länge über Puffer 15 620 mm
Dienstgewicht 80 t
Leistung 4 700 PS / 3 470 kW
Höchstgeschwindigkeit 140 km/h (Standard) / 150 km/h (Re 4/4 III)
Anfahrzugkraft ~200 kN
Traktionssystem Einphasen-Wechselstrom 15 kV 16,7 Hz
Bremsen Scheiben- und elektrische Widerstandsbremse
Besonderheiten Erste SBB-Serie mit automatischer Zug- und Druckkupplung (AZDK, EW III-Züge)


Bestand /Verbleib (2025)

Von den 296 gebauten Re 4/4 II 11101–11397 inkl. den 20 Re 4/4 III, sind noch rund 200 Maschinen im Dienst, davon ca. 50 bei SBB Personenverkehr, 120 bei SBB Cargo und einige bei Privatbahnen, mehrere Exemplare sind museal erhalten. Durch konsequente Modernisierung – mit Klimaanlage, ETCS, Funk- und Führerpult-Upgrade – werden, auch wenn bereits zahlreiche Maschinen dem Abbruch zugeführt wurden, wohl noch über das Jahr 2030 hinaus einige Exemplare im Einsatz stehen.

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