Zweiteiliger Be 4/4 515 mit Steuerwagen vor dem Depot Samedan
Geschichte Der zunehmende Regionalverkehr in der Agglomeration um Chur bis Domleschg und Prätigau konnte mit den vorhandenen Fahrzeugen nur mehr ungenügend abgedeckt werden. Teilweise wurden nur noch betagte Lokomotiven und zwei achsige Wagen eingesetzt. Darum beschloss die RhB anfangs der siebziger Jahre, nach dem Vorbild der SBB im Raum Zürich, ein neues Konzept auszuarbeiten um den Nahverkehr effektiver abwickeln zu können.
Konzept Es sollten neue moderne und für den raschen Fahrgastwechsel konzipierte Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Die ein grosses Beschleunigungs- und Bremsvermögen aufweisen so dass optimale Fahrzeiten erzielt werden können. Die Fahrzeuge sollten rasch dem Fahrgastaufkommen angepasst werden können und sind daher mit einer automatischen Kupplung auszurüsten. Bis zu zehnteilige Kompositionen müssen technisch machbar sein. Die Züge werden im kondukteurlosen Betrieb verkehren und nur durch den Lokomotivführer besetzt sein. Automatische Türen sind deshalb Pflicht.
Die Industrie SIG/SAAS/FFA konnte 1971 vier dreiteilige Triebzüge Be 4/4 511-514 abliefern. Zwei weitere Züge kamen 1979 dazu. Die Fahrzeuge wiesen die neue Thyristor Antriebstechnik auf, die es ermöglichte Stufenlos anzufahren und zu bremsen. Da die Leistung des Triebwagens für einen Vierwagen Zug ausgelegt war, war es 1988 ohne weiteres möglich vier Züge mit einem Zusatzwagen auszurüsten und vierteilig verkehren zu lassen. Für die Steuerung des Zuges verfügte der Lokomotivführer über eine Einhebelsteuerung mit Geschwindigkeits- Vorwahlmöglichkeit. Die Züge wurden zu Beginn auf der Linie Küblis - Chur -Thusis - Filisur eingesetzt.
Be 4/4 Seit die Rhätische Bahn die Bedienung der Strecke Thusis - Filisur durch Regionalzüge eingestellt hat, verkehren die Züge nur noch auf der Strecke (Küblis)-Schiers-Chur-Thusis fahrplanmässig im Stundentakt. In der Rushhour morgens und abends werden die Züge in Doppeltraktion geführt. Dreifach Traktion wäre technisch möglich wird aber nur gelegentlich bei Grossanlässen wie dem Engadiner Skimarathon gebraucht.
Die fast 35 Jährigen Fahrzeuge weisen auch heute noch ein modernes und elegantes Aussehen auf und sind für die RhB eine unentbehrliche Stütze im täglichen Fahrzeugeinsatz. Mit Tageskilometerleistungen von fast 500 km legen die Züge fast 120000 km pro Jahr zurück.
Die Triebwagen wurden in den Jahren 1989/2001 grundlegend Saniert. Diverse mechanische und elektronische Komponenten wurden verbessert oder ersetzt. So werden die Züge noch lange bei der RhB im Einsatz bleiben. Leisten die Fahrzeuge doch fast 11% aller RhB Triebfahrzeugkilometer.
Technische Daten
Bezeichnung | Be 4/4 |
Betriebsnummern | 511-516 |
Ablieferung | 1971/1979 |
Hersteller | SIG,FFA,SAAS |
Länge des ganzen Zuges | 74`800 mm |
Länge Triebwagen/Zwischenwagen/Endwagen | 18`700 mm |
Leistung | 1060 PS/780 kW |
Leergewicht TW | 45t |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
Breite | 2700 mm |
Spurweite | 1000 mm |
Spannung | 11 kV/ 16 2/3 Hz ~ |