RhB Ge 6/6 II 701-707
Die „Schienenfresser“ der RhB
Ge 6/6 II 701 Rätin in Samedan
Geschichte Die rege Bautätigkeit in Graubünden und die stetig wachsenden Verkehrsleistungen der Nachkriegsjahre zwangen die Rhätische Bahn (RhB), sich nach neuen, leistungsstarken Lokomotiven umzusehen. Mitte der 1950er-Jahre entschied man sich für die Entwicklung einer sechsachsigen Hochleistungslokomotive der Schweizer Industrie. Die daraus hervorgegangene Baureihe Ge 6/6 II 701–707 wurde mit drei Drehgestellen zu je zwei Achsen und einem geteilten Lokkasten konstruiert. Mit einer Dauerleistung von 2400 PS (1765 kW) galten sie bei ihrer Ablieferung als stärkste Schmalspurlokomotiven Europas.
Konstruktion Die zwischen 1958 und 1965 gebauten Lokomotiven waren für den kombinierten Reise- und Güterverkehr vorgesehen. Technisch basierten sie weitgehend auf der bewährten Ge 4/4 I; zahlreiche Komponenten konnten übernommen werden. Die beiden Prototypen 701 „Rätia“ und 702 „Curia“ wurden 1958 ausgeliefert und verfügten noch über Übergangstüren in der Front. Die ab 1965 gebauten Serienmaschinen 703 – 707 erhielten eine geänderte, glatte Front ohne Türen. Alle Lokomotiven wurden ab Werk in grüner Farbgebung geliefert. Jede Maschine besitzt sechs Einzelmotoren in drei zweiachsigen Drehgestellen. Der Lokkasten ist mittig geteilt und über ein Gelenk verbunden, das nur horizontale Bewegungen zulässt. Diese Lösung sollte Zugspannungen mindern, machte die Lok jedoch nicht kurvengängiger. Im Betrieb zeigte sich sogar eine erhöhte Schienenabnutzung in engen Kurven, weshalb die Ge 6/6 II bald den Übernamen „Schienenfresser“ erhielten. Mit einer Anhängelast von 265 Tonnen bewältigten die Loks die 35 ‰-Rampe Filisur – Preda mit 50 km/h – eine Leistung, die sie über Jahrzehnte zum Rückgrat der RhB-Zugförderung machte.
Refit und Modernisierung Ab 1985 wurden die Ge 6/6 II grundlegend saniert. Nach umfangreicher Lokkastenerneuerung erhielten sie das neue rote Farbdesign der RhB. Die beiden Prototypen bekamen dabei neue Stirnfronten, die den Serienloks angepasst wurden. Ab 1998 ersetzte man die ursprünglichen Scherenstromabnehmer durch moderne Einholmstromabnehmer, da Ersatzteile nicht mehr verfügbar waren.
Nach über sechs Jahrzehnten Dienstzeit begann ab 2020 die schrittweise Ausmusterung der Serie.
Aktueller Bestand Von den sieben gebauten Lokomotiven sind noch zwei Maschinen, die 702 und die 707, erhalten geblieben. Die 702 befindet sich aktuell im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Die 707 in Landquart und soll durch die Stiftung „Grün & Chrom“ wieder in einen ursprungsähnlichen Zustand zurückversetzt und langfristig erhalten werden. Alle übrigen Lokomotiven wurden abgebrochen.
Technische Daten

| Bezeichnung | Ge 6/6 II |
| Achsanordnung | Bo'Bo'Bo' |
| Inbetriebsetzung | 1958, 1965 |
| Anzahl Fahrzeuge | 7 |
| Höchstgeschwindigkeit | 80 km/h |
| Spurweite | 1.000 mm |
| Länge über Puffer | 14.500 mm |
| Breite | 2.650 mm |
| Dienstgewicht | 65t |
| Anhängelast auf 35 ‰ bei 45 km/ | 280t |
| Anhängelast auf 45 ‰ bei 45 km/ | 205t |
| Fahrleitungsspannung | 11 kV, 16,7 Hz |
| Anzahl Fahrmotoren | 6 |
| Betriebsnummern | 701-707 |
Fahrzeugnamen
| 701 Rätia | 705 Pontresina/Puntraschigna | |
| 702 Curia | 706 Disentis/Muster | |
| 703 St.Moritz | 707 Scuol | |
| 704 Davos |
