RhB Ge 4/4 III 641 - 652

 

Gesteigertes Verkehrsaufkommen und die baldige Eröffnung des Vereinatunnels mit dem Autoverlad zwang die RhB 1987 sich mit der Evaluation neuer Triebfahrzeuge zu befassen. Schon damals war klar, die neue Umrichter Technik die bei den Normalspurbahnen bereits ausgereifte Technik war einzusetzen und von der Thyristor Steuerung abzukommen. 1989 bestellte die RhB sechs und 1991 weitere drei Einheiten der neuen Umrichter Lokomotive Ge 4/4 III bei der Schweizer Industrie.

Eine noch modernere Form, als es die SBB Re 460 aufwiesen, wurde für das Design des Lokomotivkastens gewählt. Die Antriebseinheit besteht aus zwei modular aufgebauten Umrichtern, die je einem Drehgestell zugeordnet sind. Die Leitelektronik wurde grösstenteils von der SBB Re 460 (Lok 2000) übernommen.

 

Detailansicht des Ge 4/4 III Führerstandes der 1. Serie mit Side-Stick Bedienung

Für die Bedienung der Lokomotiven wurde von der RhB ein völlig anderes Konzept gewählt. Die Steuerung der Lok erfolgt über zwei Side-Sticks die an den Armlehnen des Lokführerstuhls montiert sind. Wichtige Messwerte werden dem Lokomotivführer auf zwei Displays angezeigt, so dass die Lok nur noch über wenige herkömmlichen Mess- und Anzeigegeräte verfügt. Die Bildschirme dienen auch zur Übermittlung von Störungsmeldungen.

In der Praxis erwies sich die Bedienung über Side-Sticks Regler weniger befriedigend, als es die ersten Designstudien des Führerstandes erhoffen liessen und bei den Lokführern machte sich nach der anfänglichen Euphorie bald einmal Ernüchterung breit.

Die Nachserie, der 1999 abgelieferten Lokomotiven Ge 4/4 III 650 - 652, wurde wieder mit der, aus der Ge 4/4 II her bekannten, Handradsteuerung bestellt. Die RhB hat den Lokführern sogar zugesagt, bei der grossen Totalrevision auch bei der ersten Serie wieder konventionelle Führerstände einzubauen. Dies wurde dann aber verworfen und die Lokomotiven der 1. Serie verfügen nach wie vor über Siede-Stick. Die Mehrzwecklokomotiven des Typs Ge 4/4 III werden hauptsächlich im Schnellzugdienst auf der Strecke Chur - St. Moritz sowie zur Beförderung der Autozüge durch den Vereinatunnel eingesetzt. Sie kommen aber auch auf der Strecke Disentis/Muster - Davos zum Einsatz. Seit dem Fahrplanwechsel am 12.12.2020 verkehren sie in den neuen AGZ (Albula Glieder Züge) auf der Albulalinie. Zahlreiche Fahrzeuge dieses Typs sind mit wechselnden Werbeanstrichen versehen oder erhalten nach einem Reift, das New Design in rot, mit grossen RhB Logos  auf der Seitenwand in allen drei Kantonssprachen.

Detailansicht des Ge 4/4 III Führerstandes der 2. Serie mit Handrad  Bedienung

Technische Daten

 

 

Bezeichnung Ge 4/4 III
Inbetriebsetzung 1993 / 94 / 99
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h
Länge über Puffer 16.000 mm
Breite 2.800 mm
Dienstgewicht 62,0 t
Achsanordnung Bo'Bo'
Spurweite 1.000 mm
Fahrleitungsspannung 11 kV ~ 16,7 Hz
Leistung am Rad 3.100 kW
Anhängelast 210t auf 45‰

 Lokomotivnamen 

641 Maienfeld 647 Grüsch
642 Breil / Brigels 648 Susch
643 Vals 649 Lavin
644 Savognin 650 Seewis im Prättigau
645 Tujetsch 651 Fideris
646 Sta. Maria / Val Müstair 652 Vaz/Obervaz Lenzerheide-Valbella

 

Die MBC (ex BAM) verfügen über ähnliche Lokomotiven, die MOB hat 2019 eine ihrer ehemals vier Ge 4/4 an die RhB abgegeben, wo sie nach dem Reift und den entsprechenden Anpassungen für Vereinaautozüge Verwendung finden soll.