RhB Ge 4/4 III 641 - 653
Moderne Klassiker für Vereina und Albula
Vorwort Das in den 1980er-Jahren stark wachsende Verkehrsaufkommen und die bevorstehende Eröffnung des Vereinatunnels mit Autoverlad zwangen die Rhätische Bahn, sich ab 1987 mit der Beschaffung einer neuen Lokomotivgeneration zu befassen. Schon früh war klar, dass man von der bisherigen Thyristortechnik (Ge 4/4 II) auf die damals bei den Normalspurbahnen bereits bewährte Umrichtertechnik umsteigen wollte. 1989 bestellte die RhB zunächst sechs Lokomotiven (641–646), 1991 folgten drei weitere Einheiten (647–649). Die Maschinen entstanden in Zusammenarbeit der Schweizer Industrie – mechanisch von SLM Winterthur, elektrisch von ABB.
Technik und Aufbau Der Lokkasten zeigt eine noch modernere Formgebung als die SBB Re 460. Zwei modular aufgebaute GTO-Umrichter speisen jeweils ein Drehgestell, gesteuert von einer Leittechnik, die weitgehend der SBB Re 460 („Lok 2000“) entstammt. Die Lokomotiven leisten 2400 kW (≈ 3260 PS), haben die Achsfolge Bo’Bo’, und ein Dienstgewicht von 62 t sie erreichen 100 km/h.
 
Detailansicht des Ge 4/4 III Führerstandes der 1. Serie mit Side-Stick Bedienung
Führerstand und Bedienung Mit der Ge 4/4 III führte die RhB ein völlig neues Bedienkonzept ein: Die Steuerung erfolgt über zwei Side-Stick-Regler, die in den Armlehnen des Lokführerstuhls integriert sind. Zwei Displays zeigen Fahr- und Störungsinformationen an, womit die Zahl herkömmlicher Messgeräte deutlich reduziert wurde. In der Praxis erwies sich das Side-Stick-Konzept jedoch als wenig überzeugend. Nach anfänglicher Euphorie wich die Begeisterung bei den Lokführern bald Ernüchterung – insbesondere im feinfühligen Fahrbetrieb oder bei Rangiermanövern.
Nachserie und Änderungen Mit der Nachserie Ge 4/4 III 650–652 (Baujahr 1999) reagierte die RhB auf die Kritik. Diese drei Maschinen erhielten wieder die konventionelle Handradsteuerung der Ge 4/4 II. Ursprünglich war vorgesehen, bei der nächsten Hauptrevision auch die erste Serie umzurüsten; dieser Plan wurde jedoch verworfen. So verfügen die 641–649 weiterhin über Side-Sticks, während nur 650–652 mit Handrad ausgerüstet sind.
Einsatz Die Ge 4/4 III ist als Mehrzwecklokomotive ausgelegt. Hauptsächlich werden die Loks im Schnellzug- und Autoverkehr durch den Vereinatunnel eingesetzt, insbesondere auf den Relationen Landquart – Klosters – Sagliains – St. Moritz sowie Disentis/Mustér – Davos. Seit dem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2020 ziehen sie auch die neuen AGZ (Albula-Gliederzüge) auf der Albulalinie und seit dem ausscheiden der Ge 6/6 II sind sie auch in Güterzugsdiensten anzutreffen. Einige Loks tragen Werbelackierungen, andere erhielten im Rahmen von Refits das New-Design in Rot mit grossen Rhätische Bahn / Viafier Retica / Ferrovia Retica-Logos auf den Seitenwänden.

Detailansicht des Ge 4/4 III Führerstandes der 2. Serie mit Handrad Bedienung
Technische Daten

| Bezeichnung | Ge 4/4 III | 
| Inbetriebsetzung | 1993 / 94 / 99 | 
| Höchstgeschwindigkeit | 100 km/h | 
| Länge über Puffer | 16.000 mm | 
| Breite | 2.800 mm | 
| Dienstgewicht | 62,0 t | 
| Achsanordnung | Bo'Bo' | 
| Spurweite | 1.000 mm | 
| Fahrleitungsspannung | 11 kV ~ 16,7 Hz | 
| Leistung am Rad | 3.100 kW | 
| Anhängelast | 210t auf 45‰ | 
Lokomotivnamen
| 641 Maienfeld | 647 Grüsch | 
| 642 Breil / Brigels | 648 Susch | 
| 643 Vals | 649 Lavin | 
| 644 Savognin | 650 Seewis im Prättigau | 
| 645 Tujetsch | 651 Fideris | 
| 646 Sta. Maria / Val Müstair | 652 Vaz/Obervaz Lenzerheide-Valbella | 
Verwandte Fahrzeuge Die MBC verfügen über zwei technisch sehr ähnliche Lokomotiven derselben Generation. Die MOB besass ursprünglich vier Ge 4/4-Maschinen gleicher Bauart. Eine davon wurde 2019 an die Rhätische Bahn abgegeben. Nach dem mittlerweile abgeschlossenen Refit und den erforderlichen technischen Anpassungen soll sie ab 2026 im Autozugdienst durch den Vereinatunnel eingesetzt werden.

Die MBC Ge 4/4 21 in Morges
RhB Ge 4/4 III – Aktueller Bestand (Stand 2025)
Alle dreizehn Lokomotiven der Serie Ge 4/4 III sind betriebsfähig und im aktiven Bestand der Rhätischen Bahn. Die Maschinen 650 – 653 verfügen über Handradsteuerung, die übrigen über Side-Stick-Regler.
| 641 | Maienfeld | 1993 | 
| 642 | Breil / Brigels | 1993 | 
| 643 | Vals | 1993 | 
| 644 | Savognin | 1993 | 
| 645 | Tujetsch | 1994 | 
| 646 | Sta. Maria / Val Müstair | 1994 | 
| 647 | Grüsch | 1994 | 
| 648 | Susch | 1995 | 
| 649 | Lavin | 1995 | 
| 650 | Seewis im Prättigau | 1999 | 
| 651 | Fideris | 1999 | 
| 652 | Vaz / Obervaz Lenzerheide-Valbella | 1999 | 
| 653 | ex MOB – noch ohne Namen | 1994 / Refit 2024 | 
Zusammenfassung: 13 Lokomotiven (641 – 653) • alle betriebsfähig • 641–649 Side-Stick • 650–652 Handrad • 653 ex MOB (Refit 2024) • Einsatz auf dem gesamten RhB-Stammnetz, insbesondere Vereina und Albula.
											