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Refit-KISS RhB Gem 4/4

 

RhB Gem 4/4 im Refit Design von Kiss Modellbahnen Viernheim aus dem Jahre 2010

Die im Jahr 2010 erschienenen Modelle der RhB Gem 4/4 der damaligen Firma Kiss Modellbahnen Viernheim leiden unter einer seltsamen Krankheit: Die Drehgestellblenden reissen durch blosse Alterung. Diese aus Kunststoff gefertigten Blenden, die die Achslager, MG-Bremsen, Schienenräumer und Puffer umfassen, umschliessen die aus Metall gefertigten Getriebekästen mit den Motoren und Achsen. Bei einigen Modellen sind nun solche Drehgestellblenden gerissen. Mindestens eines der beiden Drehgestelle weist eine gerissene Drehgestellblende auf. Der Grund dafür könnte Schrumpfung des Kunststoffs durch natürliche Alterung oder eine Ausdehnung des Getriebekastens sein. Eine einfache Reparatur der Blende scheint kaum möglich, und die Wahrscheinlichkeit, die Drehgestellblenden als Ersatzteil zu erhalten, ist ebenfalls gering. Die Blende einfach wieder zusammenzukleben, hätte spanabhebende Arbeiten an der Blende oder am Getriebekasten erfordert, die ohne geeignete Maschinen nicht zu bewerkstelligen wären. Da das Modell an sich tadellos und optisch auf einem Niveau war, das bis dato kein Grossserienhersteller erreicht hatte, wäre eine Entsorgung der Lok die letzte Option gewesen.

Gerissene Drehgestellblende

Die Gem 4/4 weist einen Achsstand im Drehgestell von 2200 mm auf im Modell 98 mm, die Ge 4/4 III hat einen Achsstand von 2400 mm im M 1:22.5 wären das 106 mm und die Ge 4/4 II einen von 2300 mm was im Modell 102mm wären. Somit würden weder das Ge 4/4 III noch das Ge 4/4 II Getriebe absolut genau als Ersatz für eine Gem 4/4 passen. Drehgestelle von einem Serienhersteller passen also auch nicht, blieben als Alternative nur massgefertigte Sonderanfertigungen von einem Mechaniker, wobei auch noch passende Motoren gefunden werden müssten, oder Low-Level-Getriebe von Bastlern. Die erste Alternative wäre nur zu einem exorbitanten Preis zu bekommen, der den Wert des Modells um ein Vielfaches übersteigen würde. Die zweite Alternative wäre ein schlechter Kompromiss und schied von vornherein aus. Da aber das Modell von LGB nicht absolut massstäblich gefertigt ist und das Modelldrehgestell der Ge 4/4 II nur einen Achstand von 98 mm anstatt den 102 mm hat, passt das Drehgestell von LGB ziemlich gut.

Der Entscheid fiel zugunsten zweier Ge 4/4 II Getriebe aus dem Hause LGB. Der Raddurchmesser der LGB Räder sind zwar etwas zu klein, aber da die Drehgestelle teilweise unter Anbauteilen des Lokkastens versteckt waren und Drehgestelle meistens ohnehin den Blicken des Modellbahners, wenn er sein Hobby nicht gerade auf dem Rasen liegend betreibt, verwehrt bleiben, konnte dieser Makel vernachlässigt werden – zumal es sich nur um wenige Millimeter handelt. Auf Gartenbahnen wurden schon schlimmere Kompromisse eingegangen, und es galt zu entscheiden: Top oder Schrott.

Eine weitere Bedingung war, dass der Umbau flott von der Hand gehen musste. Es stand keine Zeit zur Verfügung, einen langwierigen Präzisionsumbau mit womöglich noch selbst konstruierten Teilen aus einem 3D-Drucker zu machen. Das Limit waren zwei Stunden, dann musste das Ding wieder laufen, und was nicht passt, wird passend gemacht. Das Einzige, was zählte, war ein wieder funktionierendes Modell mit perfekten Fahreigenschaften – letzteres war mit LGB-Getrieben garantiert.