LGB RhB Ge 6/6 I Krokodil 20400

 

Trotz des beachtlichen Erfolges den die "Modellbahn auf grosser Spur" von LGB seit 1967 feiern konnte, wurden lange keine Modelle nach Schweizer Vorbilder auf den Markt gebracht. Wir Schweizer mussten uns mit zwei achsigen Maschinchen vom Typ Steinz oder der kleinen Elok der Mixnitz-St. Erhard Bahn begnügen. Erst im Jahre 1977 kündigte der neue Katalog von LGB ein viel versprechendes Modell an, das Rhätische Krokodil. Ich war noch ein Schuljunge als ich den Katalog mit der Neuheit 2040 zu ersten Mal sah und total von den Schienen. Für meinen Vater, an der RhB aufgewachsen, war ohne zu überlegen klar, die müssen wir haben.
Als uns die Lok im Jahre 1979 eines Abends vom Händler nach Hause gebracht(!) wurde, war die Erwartung gross und sofort musste die Jungfernfahrt mit dem ersten Grossmodell unserer Lieblingsbahn gemacht werden.Als uns die Lok im Jahre 1979 eines Abends vom Händler nach Hause gebracht(!) wurde, war die Erwartung gross und sofort musste die Jungfernfahrt mit dem ersten Grossmodell unserer Lieblingsbahn gemacht werden.

 

Modell Als das Modell zur Auslieferung kam, war das Vorbild auf der Albulastrecke noch im täglichen Einsatz. Auf der Modellbahn schien ein neues Zeitalter anzubrechen. Die Maschine war ein absolutes Top Modell. Zwei Motoren in den Vorbauten, versprachen eine hohe Zugkraft, sie treiben über Schneckenrad und Zahnräder die erste und mittlere Achse der Lokomotive an. Über die Kuppelstange wurde auch die innere, dritte Achse angetrieben. Für das erreichen der Kurvengängigkeit auf R1, musste zu einem Trick gegriffen werden. An den Rädern der mittleren Achse wurden die Spurkränze weggelassen, so dass jedes Drehgestell wie eine kleine zwei achsige Lok konzipiert war und problemlos durch den Radius von nur gerade mal 60 cm kam. Die Lok war mit zwölf Stromabnehmer ausgerüstet, die eine hohe Kontaktsicherheit garantierten. 
In jedem Vorbau war eine Steckdose vorhanden um die Innenbeleuchtung der angehängten Personenwagen mit Strom zu versorgen. Die beiden Führerstände verfügten über je eine Führerstandtüre die voll funktionsfähig waren. Im Maschinenraum befand sich die Elektronik, die verschiedene Lichtzustände und das stromlose abstellen der Lok ermöglichte. Zusätzlich wurden für die Erhöhung der Zugkraft zwei Bleigewichte eingebaut. 
Der optische Eindruck des Modells war perfekt. Zu dieser Zeit waren aber Detaillierung oder Massstäblichkeit noch nicht so gross geschrieben wie Heute. So störte man sich kaum an roten Stromabnehmer mit Strassenbahnwippen oder Kuppelstangen aus gestanztem Blech. Ob das Modell nun zu kurz oder nicht sei, war damals auch den meisten Modellbahner noch vollkommen Gleichgültig, da der Spielspass im Vordergrund stand. Für LGB entwickelte sich das Rhätische Krokodil zu einem Evergreen. Über alle Jahre wurde die Form des Modells fast unverändert beibehalten. Technische bessere Möglichkeiten wurden aber immer umgesetzt. Jede "Neuauflage" des Modells unterschied sich daher immer etwas von den Vorgängern. Am auffälligsten dabei waren Farbnuancen. Von Dunkelbraun über Schokoladencremebraun bis zu Pralinenfüllungdunkelbraun wurde immer mal eine andere Farbe für das Modell verwendet. Vor allem für den US Amerikanischenmarkt gedacht, wurden auch noch rote und grüne Krokodilvarianten als Sonderserie realisiert. Diese Modelle wurden von Vorbildtreuen Modellbahner weniger geschätzt und eher belächelt. 
Erst durch andere Hersteller auf dem 2m Markt wurde Detailtreue immer ein wichtigeres Thema. Dies bekam auch die 20400 zu spüren indem sie mit vorbildlichen Stromabnehmern und Kuppelstangen aus Kunststoff ausgerüstet wurde. 

Verwittern Was bei amerikanischen Modellbauern schon lange an der Tagesordnung war, begannen als erste die Firmen Ferrosuisse und Singer Team bei ihren H0m und Spur 0m Modellen das supern und verwittern von Modelleisenbahnfahrzeugen. Hochwertigen Messingmodellen wurden mit Airbrushtechnik in aufwändiger Kleinarbeit realistische Spuren des Eisenbahnbetriebs verpasst. Wir stellten uns die Frage, warum soll das nur auf 0m oder bei der H0 Spur funktionieren? Gesagt getan. Von nun verpassten wir unsern Modellen Ölspuren am Antrieb, Bremsstaub auf dem Chassis, Fahrleitungsabrieb auf dem Dach und nahmen den Loks so, den modellhaften Kunststoffglanz der ein Modell eher zum Spielzeug als zu einem Modell macht.
Durch die Bemalung der Griffstangen und dem anbringen des weissen Strichs auf den Führerstandfenster wurden noch weitere Details am Modell hervorgehoben.


Vorbau mit Blindwellenlager und Getriebe. Der ursprüngliche Stangenantrieb wurde durch einen vorbildlichen aus Kunststoff ersetzt Einstiegspartie des Führerstands. Durch die Airbrushtechnik ist das Kunststoffmodell fast nicht mehr als solches zu erkennen.

Digital Durch die immer zahlreicher werdenden Mehrzugsteuerungssysteme auf dem Markt, erhielt die Ge 6/6 I von LGB mit der Zeit eine Schnittstelle die es erlaubte, Decoder einfach nach zurüsten. Eine Sonderserien des Krokodils erhielte auch Decoder mit Soundfunktionen. Lokpfeife, Kompressorgeräusch oder Ventilatorgeräusche waren per Knopfdruck abspielbar. Sogar das charakteristische "Singen" des Antriebs während der Fahrt oder das quietschen der Bremsen während des Anhalten, konnte Vorbildlich wiedergegeben werden.

Masstabelle in mm

Masse in mm Vorbild 1:22,5 Modell Abweichung Abweichung in%
Länge über Puffer 13300 592 560 -32 mm -5%
Länge Lokkasten 6702 298 270 -28 mm -9%
Drehzapfenabstand 6350 282 264 -18 mm -6%
Drehgestelachsstand 3275 145 125 -20 -13%
Breite 2650 117 113 -4 mm -3%
Raddurchmesser 1070 47.5 37.0 -10.5 mm -22%

Fazit Optisch macht das Modell des RhB Krokodils Ge 6/6 I 413 einen authentischen Eindruck. Erst beim genauen ausmessen des Modells merkt man, dass die Lehmänner den Massstab nicht immer konsequent angewendet haben. Auch wenn die Lok nicht absolut im Massstab gehalten wurde, hinterlässt sie aber einen vorbildlichen Gesamteindruck und kann den Ansprüchen auch hoher Erwartungen noch vollauf genügen. 
Für Anlagen die mit Radien ab R2 ausgerüstet sind, lässt sich die mittlere "Blindachse" gegen eine echte Achse ersetzen und die Lok vermag dennoch die Kurven zu meistern.

Im Oktober 2014 wurden die beiden LGB Krokodil Modelle ausgemustert.

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