Durch das musikalische Erbe Amerikas. Nach 10 Stunden und 850 Kilometer fährt der Zug im Morgengrauen in die Central Station von Memphis ein. Für Elvis-Fans ist hier bereits Endstation, denn in der grössten Stadt im Bundesstaat Tennessee sind Blues und Rock zu Hause. Auf einer Rundfahrt mit den Streetcars, die hier auch Trolleys heissen, kann man Memphis am besten erkunden. Die Strassenbahnwelt von Memphis ist ein lebendiges Museum, aber vor allem ein voll funktionierendes Verkehrsmittel. Eine Fahrt mit den historischen Fahrzeugen ist auch eine vergnügliche Zeitreise durch die Geschichte von Memphis und ihrer Trambahn. Memphis Tennessee nimmt für sich in Anspruch, die Geburtsstätte des Rock'n'Roll zu sein, eines Musikstils, der in den 1950er Jahren für die Identität einer ganzen Generation stand und das Lebensgefühl einer protestierenden Jugend ausdrückte.
New Orleans, die Stadt im Delta des Mississippi, wird ihrem Spitznamen «The Big Easy», was dem Sinn nach «Die grosse Lebensfreude» bedeutet, in jeder Hinsicht gerecht. Hier nimmt man alles ein bisschen leichter und ist stolz, dass man anders ist als im Rest der USA.
New Orleans hat immer anders getickt als Rest-Amerika. Der Lebensstil dieser kulturellen Vielfalt feiert den sinnlichen Genuss. Der Mythos vom Melting Pot ist hier tägliche Realität.
Musiker und Künstler sind hier allgegenwärtig und haben lange Tradition. Auf Strassen und Plätzen begegnen wir nicht nur den Grössen des Jazz, hier kann sich jeder nach Lust und Laune in Szene setzen.
Wir verlassen New Orleans und die Bayou Region Louisianas und fahren im dreimal wöchentlich verkehrenden Superliner «Sunset Limited» Richtung Westen nach Los Angeles und San Francisco. Bis 2005, als die Bahnlinie östlich Louisianas durch Hurricane Katrina auf weiten Streckenabschnitten zerstört wurde, war der über 4'400 km lange Schienenweg zwischen Orlando am Atlantik und Los Angeles am Pazi!k die einzige und älteste transkontinentale Eisenbahnverbindung in der Geschichte Amerikas.
Der «Sunset Limited» hat eine lange Tradition und fuhr von 1893 bis 2005 regelmässig auf dem südlichsten Schienenstrang des Kontinents, von Florida durch die Bayou Region, entlang der mexikanischen Grenze, durch die südwestlichen Wüstengebiete und kalifornischen Berge. Der Begriff «Sunset Limited» bedeutet in diesem Fall ein Expresszug mit drei bezaubernden Sonnenuntergängen und eine auf 21 Haltestellen «limitierte» Traumreise. Durchschnittlich hält der Zug alle 153 Kilometer.
San Francisco, die «Belle of the Bay», ist mehr als ein Reiseziel, die «Schöne der Bucht», wie die Stadt am Pazi!k auch liebevoll genannt wird, ist eine Ikone und verkörpert ein Lebensgefühl von Freizügigkeit und voller Gegensätze.
Die Stadt ist auch berühmt für ihre 42 Hügel, die hier Hills genannt werden. Um die sehr steilen Strassenzüge zu überwinden, wurden bereits 1870 die Cable Cars entwickelt. Die geschichtsträchtigen Cable Cars sind das unverwechselbare Wahrzeichen von San Francisco. Wer nicht auf einer der noch verbliebenen drei Strecken mit den laut rumpelnden Cars die steilen Hügel der City erklommen hat, der kennt auch San Francisco noch nicht.
Ein herrschaftliches und einzigartiges Restaurant !nden wir im Napa Valley an Bord eines historischen Luxuszuges. Im Wine Train, einem exquisiten Gourmettempel auf Schienen, fühlt man sich in eine vornehme Zeitreise zurückversetzt, wo die Gäste mit exzellenten Gerichten und dazu passenden Weinen verwöhnt werden.
Pünktlich um 9:10 Uhr dröhnen die kräftigen Motoren der zwei Dieselloks und setzen die schwere Last in Bewegung. Während 54 Stunden werden sie nun Schwerarbeit am Haken verrichten. Die zwei je 125 Tonnen schweren und 3'300 PS starken Lokomotiven schaen die satte Last von fast 1000 Tonnen über die Sierra Nevada und die Rocky Mountains. Dabei sind tausende von Höhenmetern zu bewältigen.
Der «California Zephyr» verkehrte erstmals 1949, als sich drei US-Bahngesellschaften darauf einigten, gemeinsam einen Fernzug zwischen Chicago und San Francisco zu betreiben. Damit schufen sie eine direkte Verbindung vom Golden Gate über gewaltige Gebirgsketten zu den Wolkenkratzern Chicagos. Dazu wurde ein einheitlicher Wagenpark aus Doppelstockwagen in moderner Leichtbauweise beschat. In jeder Komposition fuhren für diese Zeit moderne Speisewagen, komfortable Schlafwagen und luxuriöse Aussichtswagen mit.
Durch die Überquerung der High Sierras und Rocky Mountains dauerte die Fahrt etwas länger als bei der von Union Paci!c betriebenen Verbindung. Es wurde deshalb von Anfang an auf das Ambiente Wert gelegt und die abenteuerliche Reise als luxuriöse Schienenkreuzfahrt auf einer landschaftlich reizvollen Strecke angeboten. Und tatsächlich, die Fahrt gilt auch heute noch als eine der schönsten Zugreisen Nordamerikas. Bereits beim Aufstieg in die Sierras und durch das Herz der Rockies kann man die Werbung verstehen. Der «California Zephyr» war und ist der amerikanische Eisenbahnklassiker schlechthin.
Der berühmteste Zug Nordamerikas, der «California Zephyr», wurde nach dem mythologischen Gott des Westwindes benannt und fährt auf der spektakulärsten der vier transkontinentalen Bahnlinien.
Der Zug rollt um drei Uhr nachmittags in die Hallen der Chicago Union Station ein, wo unser Trip im Superliner rund um Amerika vor 20 Tagen begann und heute endet. Hinter uns liegen 10'000 Kilometer Bahnfahrt durch 16 Bundesstaaten.
Teil eins dieser Reise durfte aus Urheberrechtsgründen nicht auf Youtube öffentlich gezeigt werden. Der 6 teilige Film Mit dem Zug durch Amerika ist als BR Disc erhältlich.