Eine Secheron Lokomotive der La Mure Bahn in Saint-Georges-de-Commiers

Die Französische Stadt Grenoble befindet sich nur wenige hundert Kilometer in nordwestlicher Richtung von Genf entfernt, im Südosten Frankreichs und ist die Hauptstadt des französischen Regionen Isère und Dauphiné. Die Stadt liegt auf einem Plateau auf einer Meereshöhe von 212 m ü M und ist umgeben von alpinen Berggipfeln mit  zum Teil über 3000 m Höhe. Grenoble ist ein Mekka für Strassenbahnliebhaber, kann Grenoble nämlich seit 1987 ein 30 km grosses Strassenbahnnetz sein eigen nennen, auf dem ausschliesslich mit Niederflurzügen gefahren wird. In diesem Bericht, geht es aber nicht um die Strassenbahnen von Grenoble, sondern um die im südlich von Grenoble gelegenen Saint-Georges-de-Commiers beginnenden Museumsbahn Chemin Fer de La Mure oder La Mure Bahn.

Die La Mure Bahn war eine elektrisch betriebene Meterspurbahn die ab 1888 zum Abtransport von Anthrazit-Kohle aus der Mine von La Mure nach Saint-Georges-de-Commiers diente. In nur sechsjähriger Bauzeit wurde eine imposante Strecke von 30 km Länge mit 9 Brücken, 18 Tunnels und 133 Kurven und einer maximalen Steigung von 27,5 Promille. Die Höhendifferenz berägt 550 m. Die Bahn wurde 1903 mit einer speziellen Gleichstromfahrleitung nach dem Prinzip des Schweizer Ingenieur René Thury elektrifiziert. Über eine zweipolige Oberleitung wurden die Lokomotiven mit einer positiven 1200 V Phase und einer negativen 1200 V Phase und der Schiene als Nullleiter versorgt. Die Lokomotiven waren mit je zwei Stromabnehmerpaaren ausgerüstet. Dieses Prinzip erlaubte grosse Leistungen zu übertragen, bei einer niedrigen  Fahrmotorenspannung. Die ersten Lokomotiven vom Typ E1 waren mit ihrem 500PS in der Lage, einen 100 Tonnen schweren

Zug mit 20 leeren Wagen mit einer Geschwindigkeit von 22,5 km/h auf der Bergfahrt zu befördern. Talwärts ging es dann mit einem 300 Tonnen schweren voll beladenen Anthrazit-Kohle Zug. Vier solcher Maschinen verrichteten bis 1933 auf der La Mure Bahn ihre Dienste.

Streckenplan der La Mure Bahn

1950 stellte man das Stromsystem auf Einphasen Gleichstrom mit 2400 V um. Diese für Schmalspurbahnen relativ hohe Spannung wurde nur noch bei der RhB auf der Chur-Arosa Bahn verwendet. Heute wird die Linie als Museumsbahn betrieben. Seit 1988 kann man von Juni bis Oktober in der sonnigen Jahreszeit mit altehrwürdigen Fahrzeugen durch die Grandiose Bergwelt befördert werden. Die SECHERON- Elektrolokomotiven ziehen ihre Züge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h in eine andere Epoche. Es war einmal geplant, die bei der RhB nicht mehr benötigte Ge 4/4 182 der Bernina Bahn bei der La Mure Bahn wieder in Betrieb zu nehmen. Darum wurde sie 1984 nach eine Ausstellung im Verkehrshaus Luzern an die La Mure Bahn überstellt. Jedoch war die Ge 4/4 für 1000 V ausgelegt und hätte erst nach einem aufwändigen Umbau des elektrischen Teils bei der La Mure Bahn unter 2400 V eingesetzt werden können. Die Geschichte lernte uns, dass dies nicht passierte und die Ge 4/4 heute Museumszüge für die RhB über den Berninapass befördert.

Am 26. Oktober 2010 wurde die Linie durch einen Felssturz bei Streckenkilometer 13.460 auf einem kurzen Abschnitt zwischen zwei Tunnels verschüttet und ist seither ausser Betrieb. Das Weiterbestehen und insbesondere die Finanzierung der Reparaturen ist unklar. Vermutlich wird es schwierig sein, ohne grosse Finanzielle Unterstützung des Französischen Staates die Bahn wieder fahrbar zu machen.

 

Die La Mure Bahn

Der Videofilm entstand anlässlich einer jährlichen Sonder Reise des Verein Tram-Museum Zürich. Der Verein Tram-Museum Zürich führt alljährlich im Herbst eine Sonderreise zum Thema Bahnen durch. Die Reisen stehen nur Mitgliedern des Verein Tram-Museum Zürich zur Verfügung. Auf dem Programm standen schon Wuppertal, Triest, Padova, Wien, Stuttgart und Berlin. Im Jahre 2011 soll die Reise nach Augsburg führen.