Definition: Ein Stromabnehmer ist eine Vorrichtung an Fahrzeugen zum Übertragen elektrischer Energie von einer fest montierten stromführenden Leitung zu den elektrischen Einrichtungen des Fahrzeugs. Anwendung finden Stromabnehmer überwiegend bei elektrischen Schienenfahrzeugen und Trolleybussen.
Stromabnehmer oder Pantographen Scherenstromabnehmer oder Pantographen stellen eine Weiterentwicklung des Lyrastromabnehmers dar. Sie kombinieren das Prinzip der quer zur Fahrtrichtung montierten Schleifleiste mit einer Scherenmechanik, die das Schleifstück federnd gegen die Fahrleitung drückt. Die Scherenmechanik ähnelt der eines Pantographen, weshalb Scherenstromabnehmer auch als Pantograph bezeichnet werden. Während bei älteren Bauformen meist nur ein Schleifstück pro Scherenstromabnehmer vorhanden war, werden bei moderneren Bauformen (ab ca. 1960) zwei Schleifstücke auf einer sogenannten Stromabnehmerwippe montiert, wodurch ein kontinuierlicherer Kontakt zwischen Fahrdraht und Stromabnehmer erzielt wird. Zur Gewichtsreduzierung wurden die Scherenstromabnehmer durch Vereinfachung der Scherenmechanik zu Halbscheren- und Einholmstromabnehmern weiterentwickelt. Der Einholmstromabnehmer verbessert durch seine geringere Masse den Kontakt zur Oberleitung. Die Anpressvorspannung kann reduziert werden was letztendlich den Fahrdraht schont.
Scherenstromabnehmer wurden erstmalig 1895 bei der Baltimore & Ohio Railroad eingesetzt und fanden später bei nahezu allen elektrischen Eisenbahnen Verwendung. Heute gelten Einholmstromabnehmer als Stand der Technik. Sie werden sowohl bei Straßenbahnen als auch Eisenbahnen eingesetzt. Stromabnehmer werden mittels Isolatoren auf den Fahrzeugdächern montiert. Bei Betriebsruhe können sie heruntergefahren werden.
Funktionsweise und Überwachung Während der Fahrt steht das Schleifstück in ständiger schleifender Berührung mit dem Fahrdraht, abgesehen von gelegentlichen kurzzeitigen Unterbrechungen durch Unebenheiten im Gleis oder Fahrzeug-Stösse. Der Strom aus dem Fahrdraht fliesst durch das Kohle-Schleifstück und die gegen das Dach isolierte metallene Stromabnehmer-Konstruktion bis zu einem Kabel, das den Strom zum aussenliegenden Hauptschalter oder ins Fahrzeuginnere zum Transformator weiterleitet. Sowohl das Schleifstück als auch der Fahrdraht unterliegen einem Verschleiss durch die Reibung. Fahrdraht und Schleifstück müssen daher bei entsprechendem Zustand regelmässig erneuert werden. Konstruktion und Materialwahl sind jedoch so ausgelegt, dass der Verschleiss auf Seiten des Abnehmers höher ist und der Fahrdraht geschont wird, da dieser sich nur mit erheblichem Aufwand wechseln lässt. Um den Verschleiss der Reibfläche des Stromabnehmers gleichmässig zu gestalten und ein Einschneiden des Fahrdrahtes zu verhindern, ist die Oberleitung nicht gerade, sondern zick-zack gespannt. Die meisten Lokomotiven verfügen über zwei Stromabnehmer. Meistens wird davon nur der in Fahrtrichtung hinten liegende verwendet. Dadurch würde der hintere Stromabnehmer bei Beschädigung des vorderen Abnehmers nicht von umherfliegenden Teilen auch noch beschädigt und die Lok wäre immer noch einsetzbar. Von dieser Regel wird allerdings wegen möglicher Abrissfunken abgewichen, wenn direkt hinter der Lok Fz mit Frontscheiben eingereit sind ob nun Autos, Lastwagen oder ein Steuerwagen spielt dabei keine Rolle. Bei Doppeltraktion werden die beiden entfernten Stromabnehmer verwendet, um Fahrdrahtschwingungen zu reduzieren, die den Kontakt beeinträchtigen.
Modell und Modifikation Die meisten Modelle fast aller Spurweiten sind mit Stromabnehmer der Firma Sommerfeld bestückt. Bei allen Modellen in der G Spur mit Scherenstromabnehmer, stimmt ein Detail nicht mit dem CH Vorbild überein.
Modell RhB Ge 6/6 II mit den überzähligen Verstrebungen | Modell RhB Ge 4/6 353 mit den überzähligen Verstrebungen |
Im unteren Teil ist fälschlicher Weise ein Drahtkreuz, dass die beiden Hauptschenkel des Stromabnehmers verbindet, montiert.
RhB Vorbild Ge 6/6 II 701 ohne die Verstrebung im unteren Bereich | Vorbild RhB Ge 4/6 353 ohne die Verstrebung im unteren Bereich |
Diese Verbindung ist aber bei den RhB Lokomotiven nicht vorhanden. Weder bei den moderneren Maschinen des Typs Ge 4/4 I oder Ge 6/6 II noch bei den Historischen Lokomotiven Ge 2/4, Ge 4/6 oder Ge 6/6 ist das „Kreuz“ vorhanden. Mit einem kleinen Seitenschneider lassen sich die Drähte bei den Modellfahrzeugen durchtrennen und anschliessend einfach entfernen.
Nach dem Entfernen der Drähte. Ein kleiner „Schnitt“ für den Modellbahner, ein grosser Schritt zum vorbildrichtigen Aussehen des Modells.
Tip auf Anlagen, meistens Aussenanlagen, wo installierte Fahrleitung aus naheliegenden Gründen fehlen, sollte trotzdem mit gehobenen Stromabnehmern gefahren werden. Der optische Bruch "fehlende Fahrleitung - gehobener Stromabnehmer" ist dabei in Kauf zu nehmen und auf alle Fälle dem Fahren mit gesenkten Stromabnehmern vorzuziehen. Müssen Tunnels mit kleinem Profil befahren werden, wo die Gefahr des hängenbleibens der Stromabnehmers besteht, kann die Höhe des Stromabnehmers einfach durch einen Draht oder Silchfaden (durchsichtiger Faden) fixiert werden.