Aus-gewogen – Gleiswaagen nach Rhätischem Vorbild

Die RhB Gleiswaage beim Bahnhof Filisur (Foto Sammlung Cadosch)
Vorbild Auch im modernen Eisenbahnbetrieb sind Gleiswaagen nach wie vor unverzichtbare Hilfsmittel. Für eine sichere Zugführung und einen reibungslosen Betriebsablauf ist das exakte Gewicht eines Zuges – insbesondere der Anhängelast – von entscheidender Bedeutung. Bereits Streckenabschnitte mit einer Neigung von mehr als 5 ‰ gelten als Steigungen. Auf solchen Abschnitten darf die Anhängelast die zulässige Normallast des Triebfahrzeugs nicht überschreiten. Andernfalls sind Traktion, Anfahrverhalten und vor allem die Bremssicherheit nicht mehr gewährleistet – insbesondere bei ungünstigen Witterungsbedingungen wie Nässe, Schnee oder Laub auf den Schienen. Die Anhängelast jedes Zuges wird im Rahmen der Zugvorbereitung individuell berechnet. Grundlage sind die Fahrzeuganschriften mit dem Tara-Gewicht (Leergewicht) sowie die Angaben zur Ladung. Diese stammen aus den Frachtpapieren oder – falls nicht vorhanden – aus Erfahrungswerten. Die genaueste und zugleich sicherste Methode bleibt jedoch das direkte Wiegen jedes einzelnen Wagens – und genau hier kommen Gleiswaagen zum Einsatz.
Bei der Rhätischen Bahn (RhB) wurden Gleiswaagen seit jeher eingesetzt – etwa in grösseren Güterbahnhöfen wie Landquart, Ilanz, Poschiavo, Samedan oder vor dem grossen Umbau in Filisur. Sie dienten dem statischen Wiegen einzelner Wagen im Stillstand. Die Waagschalen waren in das Gleis eingelassen und mit seitlich ablesbaren Skalen oder später mit elektronischen Anzeigen ausgestattet. Je nach Bauart konnten Wagen achsweise oder als Ganzes gewogen werden.
Eine typische Gleiswaage besteht aus der Waagschale mit Gleisprofil, meist mit dem charakteristischen Riffelblech abgedeckt, sowie dem Waagmechanismus in einem wettergeschützten Kasten neben dem Gleis. Dieser zeigt – ganz ähnlich wie eine klassische Küchenwaage – mechanisch das Gewicht an. Zum Schutz vor unbeabsichtigtem Befahren, insbesondere wenn die Waagschale nicht verriegelt ist, zeigt ein Gleissperrsignal (rote Signalscheibe mit weissem Querstrich), ob das Befahren der Waage zulässig ist oder nicht. Aus betrieblichen Gründen sind Gleiswaagen meist in weniger frequentierten Nebengleisen untergebracht, da die zulässige Überfahrgeschwindigkeit in der Regel auf 5–10 km/h beschränkt ist. Auch wenn im digitalen Zeitalter das Gewicht der Wagen rechnerisch oder über dynamische Gleiswaagen ermittelt werden könnte, bleibt die klassische mechanische Gleiswaage ein faszinierendes Zeugnis ingenieurtechnischer Präzision – und ein reizvolles Vorbild für den Modellbau. Zur periodischen Kalibrierung der Waagen werden sogenannte Eichwagen eingesetzt: spezielle Fahrzeuge, die mit verschiedenen, exakt definierten Gewichten beladen sind und der Justierung sowie Überprüfung der Anzeigen dienen.

Gleisplan des alten Bahnhof Filisur mit der Gleiswaage im Gleis 55
Modell MK Modells bietet dieses Stück Bahntechnik nach RhB-Vorbild originalgetreu im Massstab 1:22,5 für die Spur IIm an. Die Modellgleiswaagen entstehen in liebevoller Handarbeits als Kleinseriemodell aus Messing und sind authentisch lackiert. Es werden zwei Varianten angeboten: Die steckbare Version – sie wird einfach in ein vorhandenes gerades Gleisstück eingelegt. Ideal für temporäre Einsätze, Ausstellungen, Dioramen oder Anlagen, bei denen man kein Gleisstück heraustrennen möchte, um die Gleiswaage einzubauen. Oder die originalgetreue Ausführung – mit vorbildlich unterbrochenen Schienenprofilen, die durch die Waagschale geführt werden und so den authentischen Charakter betonen. Hier muss das getrennte Gleisstück der Waage dann separat wieder an den Fahrstromkreis angeschlossen werden.
Obwohl beide Modelle nicht funktionsfähig sind, überzeugen sie durch ein hohes Mass an Modelltreue und handwerklicher Qualität. Die Fertigung aus Messing unterstreicht ihre Wertigkeit und hebt sie deutlich von typischen 3D-Druck-Konstruktionen ab. Nicht, dass 3D-Druck per se „billig“ wäre – ein sauberer, hochwertiger Druck ohne sichtbare Schichtlinien hat durchaus seine Berechtigung, kostet jedoch ebenfalls. Doch im hochwertigen Modellbau gilt nach wie vor: Messing und Handarbeit sind das Mass aller Dinge – Ausdruck von Stil und Können.
Technikgeschichte als Modell: Ob auf einem kleinen RhB-Bahnhof mit Holzverlad, bei der vorbildgetreuen Nachbildung des Bahnhofs Filisur vor dem Umbau oder einfach dort, wo sich ein passender Platz für dieses schöne Detail findet – die Gleiswaage von MK Modells ist nicht nur ein technisches Highlight, sondern ein ästhetisches Statement. Sie verbindet historische Ingenieurskunst mit anspruchsvoller Modellbaukultur und viel Liebe zum Detail – für alle, die auf ihrer Anlage mehr sehen wollen als nur Züge.

2m Modell der RhB Gleiswaage von MK Models