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RhB Steuerwagen ABt 1702 in einem Pendelzug auf der Chur - Arosa Bahn Linie in Chur

 

Vorbild Ein Steuerwagen ist in erster Linie ein Wagen, meistens Personenwagen in manchen Fällen auch ein Gepäck- oder Bahnpostwagen, mit Führerstand.  Der vollwertige Führerstand erlaubt es, das meist am Zugschluss eingereihte Triebfahrzeug fernzusteuern. Das Triebfahrzeug kann sowohl eine Lokomotive als auch ein Triebwagen sein. Der Steuerwagen selbst besitzt keinen Antrieb und ist auch jederzeit als normaler Wagen einsetzbar.

Mit Steuerwagen wird der Einsatz von Zügen rationeller gestaltet, da dass Triebfahrzeug an den Endbahnhöfen nicht mehr von einem Zugende an das andere umgesetzt werden muss. Dies liess eine schlankere Infrastruktur und kleinere Personalbestände zu was massiv zu Kosteneinsparungen bei den Bahnen beitrug. Auch eine grosse Zeitersparniss konnte erreicht werden, da die aufwändigen, mit Rangiermanöver im Zusammenhang stehenden Arbeiten wie, ab- und ankuppeln des Triebfahrzeuges, Umstellfahrten und Bremsproben entfallen. Schweizer Bahnen haben schon sehr früh mit dem Einsatz von Steuerwagen in sogenannten Pendelzügen begonnen. Bereits in den vierzigerjahren setzte die SBB in den damaligen "Arbeiterzügen" Pendelzüge mit Steuerwagen ein.

Gemäss den Schweizer Fahrdienstvorschriften FDV, gelten Pendelzüge fahrdienstlich immer als gezogene Züge, auch wenn sich das Triebfahrzeug  am Zugschluss befindet. Wird der Zug vom Triebfahrzeug aus geführt, gelten die normalen Lastreihen wie für andere Züge. Technisch sind den Pendelzügen fast keine Grenzen gesetzt. Grosse Aufmerksamkeit gilt es bei der Zugbildung auf die Länge der Züge in Zusammenhang mit den zu befahrenden Steigungen und Kurvenradien zu schenken. So muss vor allem für die Seitenführungsdynamik beachtet werden, dass die Schubkraft des Triebfahrzeges oder die Anzahl der Wagen begrenzt werden muss. Über enge Weichen wird, handelt es sich beim Triebfahrzeug um eine Lokomotive,  die Schubkraft begrenzt um keine zu hohen Pufferdrücke zu erzeugen.

Die Rhätische Bahn besitzt eine ganze Reihe von Steuerwagen. Drei Steuerwagen ABt sowie sechs Steuerwagen ABDt für die thyristor Vorortstriebzüge, die zwischen 1969 und 1979 beschafft wurden. Eine Reihe neuer Niederflursteuerwagen des Typs NEVA (Neues Eisenbahn Verkehrs Angebot) kamen ab den Jahren 2000 dazu. Exotisch und fast unbekannt sind die beiden Autozugsteuerwagen BDt 1741 und 1742 die aus ehemaligen RBS Wagen enstanden. Sie sind ausschliesslich in den Autozügen im Vereinatunnel mit den Ge 4/4 lll im Einsatz.

Die ABt Wagen mit den Nummern 1701-1703 führten auf der Chur-Arosa-Linie der RhB das Zeitalter der Pendelzüge ein. Zusammen mit den ABDe 4/4 Gleichstromtriebwagen, verkehrten sie talseitig mit 2-3 Zwischenwagen als Zug. Mit der Umelektrifizierung der ehemaligen Gleichstromlinie im Jahr 1997 hat man auch die Steuerwagen für den Wechselstrombetrieb angepasst und modernisiert. Die Fahrzeuge bekamen eine neue Front, elektrisch angetriebene Türen und eine neue Leitelektronik. Um mehr Stauraum für Reisegepäck zu erhalten, wurden die hinteren  Einstiegstüren ersatzlos entfernt. Für den Arosaexpress rüstete man den Wagen 1703 mit einem gediegenen Clubabteil mit bequemen Einzelsitzen und einer Lounge aus. Um das spezielle zu unterstreichen bekam er das neue, edle blaue Arosadesign. Die beiden Steuerwagen 1701 und 1702 blieben rot. Alle Steuerwagen sind in der Lage, Lokomotiven des Typs Ge 4/4 l, Ge 4/4 ll oder Ge 4/4 lll fernzusteuern. Zum Einsatz kommen sie vor allem auf der Aroser Linie, aber auch in den RegionalExpress Zügen Disentis-Chur-Scuol und Scuol-Samedan-Pontresina werden sie manchmal eingesetzt.

Das NEVA Konzept benötigt acht Kompositionen. Sieben für den fahrplanmässigen Umlauf und eine Reservekomposition. Eine Stammkompositionen besteht aus einer Lok+1A+3B+BDt (oder ABt). In Spitzenzverkehrszeiten werden die Stammkompositionen mit einem oder mehreren Zusatzwagen verstärkt. Je nach Fahrrichtung kann es vorkommen, dass nach der schiebenden Lok sich die Zusatzwagen befinden oder weniger auffällig, sich die Zusatzwagen hinter dem Steuerwagen befinden. Auf der Aroser Linie werden auch Güterwagen mit Schüttgut oder Oel angehängt, wobei auch hier je nach Fahrrichtung sich die Güterwagen mal hinter der Lok und mal hinter dem Steuerwagen befinden.

 


 

 

Das Modell

LGB Modell 31900 des RhB Steuerwagen ABt 1702

Modell Nachdem 2005 zu den Arosexpresswagen auch der passende Steuerwagen angekündigt und ausgeliefert wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der rote Wagen 1701 oder 1702 erscheinen würde. Der Wagen 1702 wurde dann im damaligen extraShop Programm angekündigt und ausgeliefert. Das Modell stammt aus der bekannten 620 mm Reihe von RhB Personen und Gepäckwagen. Die Drehgestelle sind eine neu Konstruktion und unterscheiden sich von den anderen LGB Drehgestellen. Ausgerüstet ist der Wagen mit je zwei Metallachsen herkömmlicher Bauart und zwei Kugellagerachsen für die Stromabnahme. Die Inneneinrichtung ist im 2. Klasseabteil vorbildlich gestaltet, jedoch wurde in der 1. Klasse fälschlicher Weise die selben Sitze wie in der 2. Klasse verwendet.

Der Führerstand ist voll ausgebildet mit Führerstisch, Vakuumbremsventil und Handbremsspindel zusätzlich ist dem Modell ein Lokomotivführer beigelegt, so dass der Zug vom Steuerwagen aus auch wirklich gefahren werden kann. Der Wagen besitzt wahlweise für die Zugspitze einen geschlossenen Schienenräumer oder die LGB Kupplung. So können je nach Vorliebe auch am Steuerwagen zusätzliche Personenwagen oder Güterwagen angehängt werden. Im Modell macht ein Steuerwagen vermutlich am meisten Sinn, wenn er Zugführend eingesetzt wird. Denn dies ist ja das spezielle an diesem Fahrzeug, dass eine Lok am Zugschluss den Zug bewegt. Für diejenigen, die einen vorbildlichen Schienenräumer vorziehen, wurde dies berücksichtigt. Wer auf eine Kupplung angewiesen ist, kann die beigelegte LGB Standartkupplung einfach selber nachrüsten.

Die Stirnbeleuchtung zeigt das Spitzenlicht nach Schweizer Vorschriften mit den drei weissen Lampen. In den Scheinwerfern wurden die roten Zugschlusslichter integriert und sind voll funktionstauglich. Ein Lichtwechsel ist nicht eingebaut. Durch Verwendung eines Decoders einer MZS lässt sich dieser aber einfach nachrüsten und dann zusammen mit der Lokomotive per Tastendruck schalten. Das Dach des Wagens wird vorne in das Führerstandsteil eingeschoben und hinten mittels einer Schraube festgemacht. Damit das Dach einfacher demontiert werden kann, ist auf jeder Wagenlängsseite ein Fenster in geöffneter Stellung vorhanden, so dass man mit den Fingern einfach hineingreifen und das Dach nach oben, wegdrücken kann. Das geöffnete Fenster stellt einen beonders gelungenn Effekt dar. Vor allem dann, wenn der Wagen mit Figuren besetzt ist.

Die Beschriftung ist am ganzen Wagen fein und vollständig angebracht und auch eine Fahrzieltafel wurde nicht vergessen.


 

Masstabelle

 

Masse in mm Vorbild 1:22,5 Modell Abweichung Abweichung in %
Länge über Puffer 15030 668 620 -48 mm -7 %
Radstand 11390 506 460 -46 mm -9 %
Drehzapfenabstand 9590 426 392 -34 mm -8 %
Drehgestelachsstand 1800 80 67 -13 -16%
Breite 2650 118 104 -14 mm -11 %
Höhe 3600 160 153 -7 mm -4 %
Raddurchmesser 750 33 28.0 -5mm -15 %

 

 

LGB Modell RhB Steuerwagen ABt 1702 mit LEBU Zwischenwagen und LGB RhB Ge 4/4 III als Pendelzug

Fazit Auch wenn das Modell noch aus der 620 mm Ära stammt, also aus dem Urmodell von RhB Personenwagen, die leider etwas zu hochbeinig und zu kurz sind, macht der Wagen Freude. Die Front darf als gelungen bezeichnet werden, dies ist um so wichtiger, da ein Gesicht immer den Charakter eines Modells bildet. Der Trick mit den offenen Scheiben, um das Dach besser abmontieren zu können, scheint schon fast genial, denn warum sollten die Fenster bei einem Modell für die Gartenbahn nicht auch einmal geöffnet sein. Wird doch vornehmlich bei schönen Wetter gefahren sei dies nun im Sommer oder im Winter. Und geschobenen Züge stellen für den Betrachter immer etwas exotisches dar. Vielen ist nämlich  bis Heute nicht ganz klar, wie eigentlich der Strom für die "Motoren" in den Steuerwagen kommt....

Vorbildliche Beleuchtung an Pendelzügen

 

Für die richtige Beleuchtung von Pendelzügen werden die Vorschriften des Schweizerischen Signalreglements RS angewendet.

Die Zugspitze wird mit drei weissen Lampen signalisiert, der Zugschluss mit einer oder zwei roten Lampen unten. An den Triebfahrzeugen sind die gegen die Zwischenwagen gerichteten Lampen dunkel.
Werden dem Pendelzug zusätzliche Wagen beigestellt, sind an der Kuppelstelle die hintere rechte weisse Lampe des Triebfahrzeuges oder des Steuerwagens  zu beleuchten und der neue Zugschluss ist wiederum mit einer oder zwei roten Lampen zu beleuchten.