Eine Gruppe Rp-w mit Holz beladen, wartet in Pontresina auf die Weiterfahrt Richtung Süden
Vorbild Transporte von Gütern, ist eine Grossaufgabe der Rhätischen Bahn. Baustoffe von Surava, Lebensmittel ins Engadin, Oel aus dem Puschlav, Armeematerial in die verschiedensten Logistikbasen im Unterengadin oder Holz ins Puschlav sind dabei die gewichtigsten Anteile der unendlichen Transportaufgaben. Während auf dem Stammnetz artreine Güterzüge gebildet werden die als Direktverbindungen von Landquart über die Albulalinie nach Samedan und weiter ins GUZO (Güterumschlagszentrum Oberengadin) verkehren, sind auch Stückgutzüge mit Rangieraufgaben an jedem grösseren Unterwegsbahnhof anzutreffen.
Gerade Holztransporte sind ein festes Standbein des RhB Güterverkehrs. Jährlich werden bis 55`000 Tonnen Langholz von der RhB über die Alpen ins holzarme Puschlav transportiert. Diese Zahl variiert mit den Holzpreisen massiv und kann, gerade in einem Sturmjahr wo "Lothar" oder "Vivian" gewütet haben, noch übertroffen werden. Italien und auch Österreich decken ihren Holzbedarf oft durch Importe aus der Schweiz. Gebraucht wird das Material in der Bauindustrie für Häuser und Inneneinrichtungen. Das Holz kommt aus allen Regionen in der Schweiz, wird per Lastwagen aus dem Wald auf die Bahn gebracht und nach Landquart transportiert. In Landquart umgeladen und zu Teil in Ganzzügen oder nur in Wagengruppen nach Pontresina gebracht. Ab Pontresina werden den fahrplanmässigen Regionalzüge der Berninabahn bis zur Lastgrenze einzelne Wagen oder Wagengruppen mitgegeben und das Holz nach Tirano gebracht.
Für den Transport des Holzes werden von der RhB vier achsige Flachwagen verwendet. Seit 1911 sind Plattformwagen für Stammholztransporte bei der RhB im Einsatz. Die ersten Wagen in einer leichteren Bauart konstruiert, waren relativ anfällig auf Schäden die beim beladen durch herunterfallende Stämme entstanden. Ab 1956 kamen nur noch Wagen des Typs Rp-w oder Rs zum Einsatz. Die Rp-w wurden ab 1979 von der Güterwagenfirma Josef Mayer Rheinfelden in einer Anzahl von 20 Stück an die RhB abgeliefert. Das R steht für offene Plattformwagen, das p für Wagen ohne Stirnwände und das w für bewegliche Handbremsspindel oder Geländerteile. Beladen wir der Wagen von oben, wenn die Rungen senkrecht stehen oder bei entfernten Rungen von der Seite. Das Holz wird mittels Greifkran auf die Wagen verladen. Je nach Verwendungsart, kann das Holz als bis zu 15m lange Ganzstämme oder in Gruppen von geschnittenen 5m langen Stämmen verladen werden. Ist der belade Vorgang beendet, wird das Holz mit Spannsetgurten fest gezurrt und gesichert.
Modell Rp-w von SCHEBA bei Verladearbeiten, der Lastwagen ist ein EMEK Modell
Modell Der SCHEBA Rp-w ist aus eine Metallbaukonstruktion. Auf Wunsch wurde der Wagen mit einer Ladung Echtholz geliefert. Der Wagen weist eine Länge von 610 mm auf. Die Rungen sind lose in der Halterung eingesteckt, so dass der Wagen auch ohne Rungen eingesetzt werden könnte. Die Ladung wird mit Gurtenimitation aus Gummibänder festgehalten. Die Gummibänder zersetzen sich alterungsbedingt, werden spröde und können mit der Zeit reissen, dann müssen sie ersetzt werden. Nach mehrmaligen auswechseln der Gummibänder, suchte ich nach einer dauerhaften Lösung. Die Firma FGB-Berlin bietet als Bausatz, Spanngurten nach Vorbild von Spannset® an. Diese Miniatur-Spannsets bestehen aus feinsten Gurtenbänder aus vorbildlichem Material und einer funktionierenden Spannvorrichtung aus Zinkdruckguss. An die Gurten werden zuerst die Haken montiert. Durch die Öse des Hakens wird der Spanngurt geführt und dann den Spanngurt zu einer Schlaufe geformt. Mit Sekundenkleber oder der Nähmaschine wird die Schlaufe befestigt. Dann wird das andere Ende des Spanngurts durch die Spannvorrichtungen gefädelt. Am Wagen wird das Spannset auf die richtige Länge angepasst. Es muss straff sitzen. Am Schluss wird der zweite Haken am Gurt befestigt und wieder geklebt oder vernäht. Das Herstellerschild mit den Angaben über Festigkeit und Belastung wird nicht mitgeliefert. Es kann aus dem Innternet herunter geladen werden und verleiht dem Wagen zusätzlich einen authentischen Eindruck. Nach dem Umrüsten des Wagens auf die neuen Spanngurten, ist der Wagen nun uneingeschränkt auf der Anlage einsetzbar.Die Drehgestelle sind mit Kugellagerachsen versehene und verleihen dem Modell ausgezeichnete Fahreigenschaften. Viele Teile des Wagens sind aus Weissmetall hergestellt, dass im Gegensatz zu Messing nicht lötbar ist. Beim Umgang mit dem Fahrzeug ist daher Vorsicht geboten, denn abgebrochene Teile können nur angeklebt werden.
Um dem Holz noch ein naturgetreueres Aussehen zu verleihen, schälte man die Rinde der Stämme ab und färbte sie mit der Airbrushpistole wieder braun ein, danach schält man ein zweites mal. Dieser Vorgang verleiht der Ladung das typische Aussehen und es steigt einem fast der Duft von frisch geschnittenem Langholz und Rinde in die Nase. Das Material wird per Lastwagen aus dem Wald gebracht und dann am Bahnhof auf den Wagen umgeladen. Nach dem sichern der Ladung mit Spanngurten wird der Wagen an den nächsten Stückgutgüterzug angehängt.
Beladen mit Holz und gesichert mit Spannsetgurten bereit zum Transport
Masstabelle in mm
Masse in mm | Vorbild | 1:22,5 | Modell | Abweichung | Abweichung in% | |||||||||
Länge über Puffer | 16450 | 731 | 736 | +5 mm | +0.7% | |||||||||
Drehgestelachsstand | 1800 | 80 | 80 | 0 | 0 | |||||||||
Breite | 2650 | 117 | 118 | +1 mm | +0.9% | |||||||||
Fahrzeug Höhe | 3540 | 157 | 165 | +8 | -7% |
Fazit Der RhB Rp-w von SCHEBA war lange Zeit eines der schönsten Güterwagen Modelle auf dem Markt. Durch die Beladung mit Echtholz und der entsprechenden Verwitterung ist er kaum vom Vorbild zu unterscheiden. Ein Modell für den Sammler, der Wert auf "Eisenbahn" legt. Die Zinkgussfertigung vieler Teile machen den Wagen aber sehr filigran und des öfteren fällt ein Teil ab. Diese können nur mit Klebstoff wieder montiert werden der keine Dauerhafte Festigkeit garantiert.Das Modell wird nicht merh produziert, vereinzelt können aber noch Wagen in Onlineauktionen oder an Börsen gefunden werden.