RhB Einheitswagen IV 1274 in St. Moritz diente LGB als Vorbild für das Modell
Vorbild Ende der achtziger Jahre sahen sich verschiedene Schweizer Meterspurbahnen gezwungen einen Teil ihres überalterten Personenwagenbestandes zu ersetzen oder den vorhandenen Wagenpark aufzustocken. An diesem Projekt beteiligte sich auch die RhB. Zusammen mit den Appenzeller Bahnen und der meterspurigen SBB Brünigbahn, bestellten sie von der damaligen Schindler AG, die heute zu Stadlrerrail gehört, moderne komfortable Personenwagen.
Schindler hatte eine Wagen im Baukastenprinzip im Angebot um den schweizerischen Meterspurbahnen kostengünstige Personenwagen anbieten zu können. Das "PA90" genannte Baukastensystem erlaubte eine wirtschaftliche Fertigung von kundenspezifischen Wagenkastenvarianten in variabler Länge, wobei auf einheitliche Module zurückgegriffen werden konnte. Die drei Bahnhunternehmen bestellten zusammen 31 Wagen in elf verschiedenen Ausführungen. Erster und zweiter Klasse Wagen in langer Stammnetz und kurzer Berninaausführung für die RhB, Personewagen und Steuerwagen für die (AB) und die SBB orderte sogar eine Panoramawagen Version.
Die Wagen fallen durch einen neu dimensionierten Wagenkasten mit grossen Fensterflächen auf. Einen bisher noch nicht gekannten Reisekomfort für die Passagiere konnte mit einem grösseren Sitzteiler und den neuen, sehr laufruhigen Drehgestellen von SIG des Typs 90 erreicht werden. Die von der RhB beschafften Fahrzeuge aus diesem Baukastensystem tragen die Bezeichnung Einheitswagen IV oder EW IV. Geliefert wurden 1992 elf Personenwagen in verkürzter Bauart für den Einsatz auf der Bernina-Linie und 1993 sechs längere Wagen für das Stammnetz.
Die EW IV Wagen in Bernina-Express Lackierung lössten die 1983 neu eingeführten EW III ab, die damals im eleganten rot/anthrazit gehaltenem Farbdesign als neues, komfortables Angebot die Berninalinie aufwerteten und übernahmen deren Aufgaben. Eines dieser Fahrzeuge wurde als sonderanfertigung mit Gepäckapteil als BD aufgestattet. Alle Wagen dieser Fahrzeugflotte werden inzwischen mit umweltfreundlichen geschlossenen Toilettensystemen ausgstattet. Seit der Einführung der Panoramwagen auf der Berninalinie, werden sowohl die EW IV wie auch die EW III Wagen nur noch als normale Personenwagen eingesetzt und erhalten wieder das Einheitsrot und das NewDesign.
Modell Nach den schon etwas in die Jahre gekommenen Modelle der RhB Einheitswagen II und III von LGB, die mit ihrer Länge von 620 mm viel zu kurz und hochbeinig waren und Kenner nie richtig überzeugen konnten, war man gespannt auf die Modellumsetzung des modernen EW IV Wagens von LGB. Die Modellankündigung im Neuheitenblatt 2005 der Wagen, die in erster und zweiter Klasse erscheinen sollten, war noch mit Vorbildfotos. Erst im laufe des Jahres, erschienen die ersten Bilder von Handmuster auf Messen im Internet und in Modelbahnzeitschriften.
Gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest 2005 gelangten die Wagen an den Handel und zum Modellbahner. Die Wagen zeigten schnell, dass sie das Versprechen, dass die Bilder von den Handmuster gemacht haben, halten konnten. Die mit einer Länge von 650 mm realisierten Wagen liessen sofort erkennen, dass die proportionale Umsetzung des Vorbildes ins Modell, ernst genommen wurde.
Die Detailierung des Modells ist reichhaltig. Die Stirnfronten wurden mit Heizkabel, Bremsschläuchen, UIC Kabel, Rangiergriffen und diversen Steckdosen versehen.
Unter dem Wagen befinden sich Bremsapparate, Luftbehälter und statisches Batterieladegerät. Alle vier Schwenkschiebetüren lassen sich über denselben ausgeklügelten Mechanismus, wie er schon bei den FO und BVZ Panoramwagen verwendet wurde, öffnen.
Die Inneneinrichtung ist detailiert und in der zweiten und ersten Klasse unterschiedlich ausgeführt. Sehr schön wurden die Sitze gestaltet. Wie beim Vorbild sind die Kopfbezüge in einem anderen Farbton gehalten. Eine Innenbeleuchtung mit Schalter ist serienmässig vorhanden.
Die spartanische Betriebsanleitung ist nicht gerade eine grosse Hilfe. Und das abnehmen des Dachs avanciert zu einem Kraftakt. Durch eine Öffnung im Wagen über den Einstiegsplattformen solle ein langer Gegenstand gesteckt werden und mit einem kräftigen Hammerschlag, dann das Dach entfernt werden. Die Geräusche die dabei entstehen sind schmerzhaft. Hat man das Dach entfernt, bietet sich die Gelegenheit mit Farbe und Pinsel den Fahgstraum optisch aufzuwerten. Bei dieser Gelgenheit kann der Wagen auch noch mit Preiserfiguren belebt werden. Wer auf diesen Kraftakt lieber verzichten will, kommt aber beim ersten Glühlampenwechsel nicht darum herum es doch zu versuchen.
LGB Modell 30510 RhB B EW IV 2495
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Detailansicht des geöffneten Fensters |
Schwenkschiebetüren im Modell nachzubilden ist keine leichte Aufgabe. LGB hat dieses Aufgabe mit Bravour gemeistert und einen Mechanismus entwickelt, der es ermöglicht, die Türen fast wie beim Vorbild zu öffen und zu schliessen. |
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Detailansicht der Einstiegspartie mit der Schiebetüre |
Masstabelle in mm
Masse in mm | Vorbild | 1:22,5 | Modell | Abweichung | |||||||||
Länge über Puffer | 16450 | 731 | 656 | -75 mm | |||||||||
Länge Wagenkasten | 15500 | 689 | 620 | -69 mm | |||||||||
Drehzapfenabstand | 11200 | 497 | 430 | -67 mm | |||||||||
Drehgestelachsstand | 1700 | 75.5 | 75.5 | 0 | |||||||||
Breite Wagen | 2650 | 117 | 106 | -11 mm | |||||||||
Höhe Wagen | 3450 | 153 | 158 | +6 mm | |||||||||
Raddurchmesser | 750 | 47.6 | 47.0 | -0.6 mm |
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Fazit Ein Konstruktionsfehler, die Kupplungsdeichsel des Drehgestells streift beim ausschwenken in engen Radien am Türmechanismus, kann bei einigen Wagen zu Entgleisungen führen. Ein verschieben des Drehgestels nach innen um ca. 5mm lösst aber das Problem mit den angenehemen Nebeneffekt, dass der Wagenabstand veringert und das Zugsbild optisch verschönert wird. Daher empfiehlt es sich auch bei Wagen die das Problem nicht haben, die Kupplung um 5mm zu kürzen. Die Kupplung muss aber mindestens noch bündig mit dem Puffer sein.
Ansonsten ist das Modell sehr gelungen und widerspiegelt sehr genau das moderne Vorbild. Im Betriebseinsatz werden die Wagen nur vereinzelt in die Kompositzionen eingereiht es ist daher nicht realistisch, ganze Züge aus diesen Wagen zu bilden. Die Wagen sind immer gemischt mit EW I oder II in einem Zug eingereiht. Eine Ausnahme war der Berninaexpress, vor der Inbetriebnahme der Panoramawagen, er verkehrte als artreine EW IV Kompositzion.
Zuglaufschild Die Zuglaufschilder sind ab einem Foto vom Original entstanden. Mit 300dpi auf einem Laserdrucker auf Mattpapier gedruckt und auf die Wagen geklebt. Bei Verwendung von Weissleim kann das Schild jederzeit wieder Rückstandslos entfernt werden. Zuglaufschild zum Download mit 300 dpi und massstäblicher Grösse. |