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  • Geschichte Fast 10 Jahre nach der Messingversion der Ge 6/6 II für 2m, lieferte KISS auch eine Version in Kunststoff aus. Nach einer langen Entwicklungszeit und Produktionsproblemen, vor allem im Bereich der Getriebe, wurden die ersten Modelle Anfangs 2007 an die Kunden ausgeliefert. Die produzierte Stückzahl dieser Serie des interessanten Modells war sehr begrenzt. Es kamen dann auch nur diejenigen Kunden zu ihren Modellen, die bereit waren das Modell vor längerer Zeit vor zubestellen und genügend Geduld zum Warten aufbringen konnten. Da ich schon im Besitz einer roten KISS RhB Ge 6/6 II war, entschied ich mich bei der Kunststoffvariante für eine Maschine in grüner Lackierung. In der Ursprungsversion der damals grünen Vorbildlokomotiven, waren die Loknamen mit einzelnen Ziffern aus Chrom geschrieben. Nur die 704 mit dem Namen Davos, erhielt den charakteristisch, geschwungenen Schriftzug der auch die Gemeinde Davos für sich selber verwendet. Meiner Meinung nach, ist dies die schönste Variante der Lok und ich entschied mich für dieses Modell.
    Die Ge 6/6 II von KISS, ist immer noch die erste und einzige Verwirklichung dieses Loktyps in 2m. Bei der ersten Serie des Modells, handelte es sich bei allen Modellen um Lokomotiven der Serienablieferung mit zweifenstrigen Führerstandsfronten. Auch LGB hat inzwischen realisiert, dass diese Lok für Gartenbahner zuoberst auf der Wunschliste steht und für 2008 die aktuelle Version dieses Modells in rot, mit Scheinwerfer und Einholmpanthographen versprochen. Bei den wirtschaftlichen Problemen in der sich die Firma gerade befindet, ist es jedoch mehr als fraglich, ob das Projekt jemals noch realisiert werden kann. Umso mehr, da KISS eine zweite Serie dieser Maschinen auflegt und sogar alle jemals existierenden Varianten anbieten will, von der Ursprungsversion über die Ablieferungsvariante bis zur aktuellen Version von Heute. Jeder Interessent soll garantiert auch die bekommen, die er vorbestellt hat. Waren doch die Lokomotiven der ersten Serie so schnell ausverkauft, dass nicht jeder seinen Wunsch nach einer Ge 6/6 II erfüllen konnte.

    Aufbau und Detaillierung Auch wenn die Lok unter dem Label spezial linie, was für Präzision Kunststoff Modelle steht, vertrieben wird, ist sie kein reines Kunststoff Modell. Aufgebaut ist sie auf zwei stabilen Stahlblechplatten, die über das Gelenk miteinander verbunden sind. Der Grossteil der Aufbauten und Details der Lokomotive sind aus Kunststoff gefertigt. Die Detaillierung ist auf hohem Niveau. Die Dachaufbauten mit den Stromschienen dem Vakuumhauptschalter und der Abdeckung der Widerstände sind absolut authentisch ausgeführt und lassen keine Wünsche offen.

    Vorsicht beim Puffer. Mit schwarzer Farbe (seiden matt) lässt sich das Pufferfett imitieren. Die Kupplung stammt von einem anderen KISS Modell und muss selber montiert werden

    Hochdetaillierte Dachpartie mit Vakuumhauptschalter und Erdungs- messer, gut sichtbar auch die verschiedenen Stromschienen aus Kupfer

    Der Wasserabscheider stammt von Hans-Peter Langula

    Die Details sind üppiger und feiner als bei den TopLinie Modellen aus Messing realisiert worden. Die Beschriftung mit den erhabenen Buchstaben  aus Chromstahl und dem Wappen ist lupenrein und keine der Dienstanschriften wie Gewicht, Bremsgewicht oder Revisionsdaten wurden vergessen. Das Herstellerschild ist in feinster Messingätztechnik ausgeführt und auf beiden Seiten der Lok angebracht.

    Die Ausführung der Drehgestelle mit Edelstahlspeichenrädern wurde weitgehend von den Messingmodellen übernommen. Die Bremsklötze sowie die Federpackete der Primär- und Sekundärfederung authentisch wiedergeben. Die Zurüstteile an der Front sind aus vorbildgerechten Materialien nachgebildet. Die Luftschläuche der Vakuumbremse mit ihrem typischen Wellenschlauch realisierte man aus einer Spiralfeder, andere Schläuche wie zum Beispiel Hochdruckspeisung oder Heizkabel wurden aus Schrumpfschlauch gefertigt. Die Luftschlauchkupplungsköpfe ruhen in feinen Halterungen oder werden mit feinsten Ketten in der Ruheposition festgemacht. KISS wollte auch im Kunststoffbau den hohen Ansprüchen von Gartenbahnfreunden genügen und das Resultat, zeigen auch die beiden gelungenen, unterschiedlichen Gehäusehälften die mit fein gravierten Lüftungsgittern und nachgebildeten Sandkästen einen authentischen Eindruck hinterlassen. Die Führerstandfenster sind aus Plexiglas gefertigt und vermitteln den Eindruck von Echtglas.

    Fahreigenschaften Der Antrieb ist weitgehend von den Messinglokomotiven aus dem Hause Kiss übernommen worden. Speichenräder mit Edelstahlradreifen auf kugelgelagerten Metallachsen, angetrieben von einem starken Bühlermotor. Anfänglich machte ein Bruch eines Kunststoffzahnrades an den Antriebsachsen den Modellen zu schaffen. Eine kundenfreundliche Lösung, KISS hat jedem Kunden innert zweier Monate neue Achsen mit Messingzahnrädern angeboten, lässt nun aber nichts mehr zu Wünschen übrig. Das Modell ist technisch gesehen eigentlich nur eine Ge 4/6, da das mittlere Drehgestell weder angetrieben ist, noch zur Stromabnahme bei gezogen wird. Die Maschinen setzen saubere Schienen voraus, da auf Schleifer bewusst verzichtet worden ist. Dieser Entscheid ist umso richtiger, da es sich bei der Lokomotive um ein Modell und nicht um ein Spielzeug handelt. Sind Räder und Schienen aber sauber, steht einem Fahrspass auch im Freien nichts entgegen. Die vorhandene Zugkraft ist ausreichend, auch schwere Züge mit bis zu 18 kg Anhängelast auf grossen Steigungen mit engen Radien werden problemlos bewältigt.
    Die Lokomotiven können ab Werk mit einem Digitaldecoder und integriertem Loksound von ESU bestellt werden. Damit ein Sound bei einer Lok einen Sinn macht, muss der Sound in Abhängigkeit des Fahrverhaltens stehen. Der Sounddecoder der Ge 6/6 II ist hervorragend konfiguriert. Man kann die Lok wirklich mit den Ohren fahren. Wenn man den Fahrregler hoch schiebt oder aufdreht, dann wird zuerst der Wendesteuerschalter betätigt, dass heisst die Wendeschalter gehen in die Fahrstellung. Dann läuft der Ventilator hoch und danach schaltet der Stufenschalter auf die erste Stufe und weiter hoch. Nach dem schalten der ersten Stufe, setzt sich die Lok in Bewegung (mit einem kleinen Ruck, was ich äusserst realistisch finde). Je höher der Wert in der Anfahrverzögerung gewählt wird, desto länger braucht auch dieser Vorgang. Auch während der Fahrt, wenn Geschwindigkeitsänderungen am Fahrregler verlangt werden, hört man den Stufenschalter arbeiten. Während des Bremsvorgangs wird im unteren Geschwindigkeitsbereich das quietschen der Bremsen im Zug wahrnehmbar. Kurz vor dem Stillstand läuft der Stufenschalter ganz ab, da die elektrische Bremse der Lok im Stillstand abgeschaltet sein sollte.
    Im Stillstand beginnt dann der Kompressor zu arbeiten und ergänzt wieder den Luftvorrat. Der Kompressor ist defaultmässig auf "Automat" gestellt und der Decoder steuert via Zufallsgenerator den Kompressor. Über die Taste F5 kann der Kompressor aber auch "Manuell" ein- und ausgeschaltet werden. Mittels F2 kann im Stillstand die Lok Ausserbetrieb genommen werden. Dies tönt sehr realistisch. Vakuumhauptschalter aus und auslaufen der Ventilatoren. Der Lokpfiff könnte etwas mehr Volumen vertragen. Die Aufnahme entstand vermutlich in einem Lokdepot, dies tönt natürlich anders als wenn sich die Lok im Freien befindet.

    Massgenauigkeit Der Name spezialLinie verpflichtet und weckt grosse Erwartungen. Es ist aber bei KISS offenbar schon zur Selbstverständlichkeit geworden, dass die Modelle absolut Massstäblich sind. Auch die Ge 6/6 II vermögen diese Erwartungen zu erfüllen, da praktisch keine Massabweichungen feststellbar sind. Kleinste Abweichungen im Bereich von 0,3 bis maximal 1.5 % sind marginal und eher dem Messproblem (das Modell ist gross und beweglich) zuzuschreiben. Auf alle Fälle lassen die Abweichungen keine berechtigte Kritik zu.

    Masstabelle in mm

    Masse in mm Vorbild 1:22,5 Modell Abweichung in Prozent
    Länge über Puffer 14500 644 642 - 0.3
    Länge Lokkasten 13400 596 593 - 0.3
    Frontachsstand 1150 51 51 - 0
    Pufferlänge 550 24 23 - 0.5
    Drehgestelachsstand 2500 111 112 0.9
    Breite Lokkasten 2650 118 119 0.9
    Höhe Lokkasten 3300 147 147 + 0
    Achsabstand Innen 1800 80 79 - 1.25
    Raddurchmesser 1070 47.6 47.0 - 1.27

    Fazit Auch in Kunststoff ist es KISS gelungen ein absolut vorbildliches Modell zu realisieren. Die Umsetzung des Modells ist gelungen und KISS setzt im Kunststoffbau nun einen Standart, der in H0 schon lange erreicht ist, im 2m Bereich aber noch Nachahmer sucht. Die Maschinen haben einen seidenweichen Lauf und zusammen mit dem ESU XL Lokdecoder mit integriertem Sound lässt das Modell "Albulafeeeling" pur aufkommen.

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