Modell RhB ABe 4/4 I 32 von LGB

Vorbild Die Berninabahn-Strecke der RhB führt von St. Moritz in der Schweiz nach Tirano in Italien über den 2253 müM hohen Bernina-Pass. Die Strecke führt offen, das heisst nicht durch einen Scheiteltunnel über den Pass wobei zahlreiche Kunstbauten wie Kehren und Tunnels überwunden werden müssen. Mit Rampen von bis zu 70 ‰ wird die maximal möglichen Steigungen für Adhäsionsbahnen bezwungen. Die Strecke, ursprünglich für den Sommerbetrieb gebaut, wurd 1889 Eröffnet und von Beginn an, elektrisch Betrieben. Als Triebfahrzeuge kamen zum grössten Teil Triebwagen zum Einsatz. Um Gewicht zu sparen wurde mit Gleichstrom gefahren dadurch konnte bei den Triebfahrzeugen auf einen schweren Transformator verzichtet werden. Der Vorteil dieses Betriebskonzeptes liegt darinn, dass in Randstunden ein Fahrzeug alleine genügt um das Verkehrsaufkommen zu bewältigen oder aber bei Güterzügen auch noch Sitzplätze für Reisende zur Verfügung stehen. Desshalb sind die Triebwagen nicht nur im Personenverkehr, sondern auch als Zugloks vor Güterzügen anzutreffen. Für schwere Züge werden die Triebwagen auch in Doppeltraktion eingesetzt.

Modell LGB wählte für ihr erstes Triebwagenmodell den ABe 4/4 der ersten Serie aus. Diese Fahrzeuge gehörten zu den Ursprungsfahrzeugen der Bernina Bahn und sind noch Heute gelegentlich im Einsatz. Ausgeliefert wurden die Modell zuerst in der roten Version mit dem 80er Jahre Design. RhB Emblem mit goldener Zierlinie. Später folgten dann noch die gelben historischen Modelle, die heute meist nur noch bei Sonderfahrten im Einsatz stehen. Die Führerstände sind detailliert und der Innenraum vorbildgetreu eingerichtet und beleuchtet.

Unter dem Wagen sind Kompressor, Luftbehälter und die Verstärkungsverstrebungen angebracht. Die Griffstangen bei den Einstiegstüren wurden, wahrscheinlich um Kosten zu sparen, fälschlicherweise in der Seitenwand anstatt auf der Türinnenseite montiert. Dieser Fehler kann nur durch eine aufwändige Bastelarbeit korrigiert werden, erfordert aber einiges Geschick und anschliessend eine Neulackierung des Fahrzeuges.

Regionalzug mit LGB ABe 4/4 I 32 und 34 zwischen Punt Muragl Staz und Pontresina

Der Triebwagen wird mit je einem Motor pro Drehgestell angetrieben und ist äusserst Zugstark. Es fällt auf, dass auch ohne nachzumessen das Modell einen sehr Masstäblichen Eindruck hinterlässt. Am Fahrzeug lassen sich alle Türen öffnen, auch die vier seitlichen Schiebetüren sind voll funktionsfähig. Der Triebwagen ist selbstverständlich R1 tauglich. Um ein übermässiges Ausschwenken der Drehgestelle zu verhindern, liessen sich die LGB Ingenieure etwas Besonderes einfallen. Sie verlegten den Drehpunkt des Drehgestelles nach aussen über die Endachsen. Dies bewirkt, dass nur noch die inneren Achsen ausschwenken. Die Idee war gut, jedoch trat nach der Auslieferung bei vielen Modellbahnern das Problem auf, dass die Drehgestelle durch die asymmetrische Belastung und das Antriebsdrehmoment, aus den Schienen gehoben wurden. Was den Fahrbetrieb fast verunmöglichte. LGB reagierte und offerierte sehr rasch einen Nachrüstsatz, der nach dem einfachen Einbau verhinderte, dass die Drehgestelle weiter aus den Schienen gehoben wurden.

Zwei LGB ABe 4/4 I in Doppeltraktion

Der gut einsehbare Fahrgastraum, zwingt einem fast förmlich dazu, Figuren im Modell zu platzieren. Das öffnen des Triebwagens geht relativ einfach vonstatten, man braucht lediglich alle Schrauben zu lösen und das Gehäuse abzunehmen. Bei dieser Gelegenheit sollte man auch gerade noch ein paar Details mit Farbe nachbehandeln. Der Boden in einem Grauton bemalen, die Kopfkissen der ersten Klasse weiss und die Armaturen im Führerstand Maschinengrün. Handbremse und Fahrschalterkurbel nicht vergessen und schon kommt das Modell dem Vorbild um einiges näher. Im Bereich der Drehgestelle müssen den Figuren die Beine gekürzt werden wenn sie platziert werden. Wie beim Vorbild, muss der Lokführer im Führerstand den Dienst stehend verrichten. Will man das Fahrzeug in beide Richtungen einsetzen, empfiehlt es sich, den Lokführer auf einem Mangneten zu montieren, damit man ihn in beiden Führerständen verwenden kann.
Der Zusammenbau des Triebwagens ist dann schon eher eine Geduldssache und braucht etwas Geschick, da die Schiebetüren zwingend in ihren Führungen laufen müssen und die Fronttüren auch noch eingepasst werden müssen. Am besten das Gehäuse auf den Arbeitstisch legen und alles von unten her montienen.
Die Elektronik und der MZS Decoder sind im Maschinenraum untergebracht. Der Stromabnehmer ist nicht angetrieben aber für Oberleitungsfahrer funktionsfähig. Mit einer Bastelarbeit lässt sich ein Böhler Weichenantrieb für einen funktionsfähigen Stromabnehmerantrieb verwenden.

Digital Die Modelle sind technisch in drei Varianten lieberbar. Als reine analog Variante, als MZS Varianten mit Mehrzugsteuerungs Decoder von LGB oder als Digital/Sound Variante. Die Sound Variante verfügt über den authentischen Sound des original Triebwagen mit Lokipfiff sowie Fahr- und Bremsgeräuschen. Ich habe meine Triebwagen mit einem ZIMO MX66 ausgerüstet und so angeschlossen, dass alle Beleuchtungen einzeln geschaltet werden können. Dienstbeleuchtung F1, Führerstand I auf F2, Personenabteile F3 und F4 Führerstand II F5. In Doppeltraktion werden dem zweiten Triebwagen die Dienstbeleuchtung gelöscht.

Masstabelle in mm

Typenskizze LGB RhB ABe 4/4 I

Masse in mm Vorbild 1:22,5 Modell Abweichung Abweichung in %
Länge über Puffer 14660 651 635 -16 mm -2.5%
Drehzapfenabstand 8750 388 371 -17 mm -4.5%
Drehgestelachsstand 2000 88.8 76 -12.8 -14%
Breite 2500 111 115 +4 -3.6%
Raddurchmesser 855 37.8 37.0 -0.8 mm -2%
Zugkraft 1150g
Eigengewicht 3900g

Einsatz Was für Modellbahner vielleicht interessant sein könnte. Die Triebwagen waren beim Vorbild sowohl auf der Berninalinie wie auch auf der Chur Arosa Linie im Einsatz. Daher wären sie also durchaus auch auf einer Anlage mit Arosabahncharakter vorbildrichtig einsetzbar.

Zug mit LGB ABe 4/4 I 32 und 34 überquert den Kirchenplatz der Kirche Madonna di Tirano

Fazit Die Berninatriebwagen sind sowohl optisch als auch technisch ausgereifte Modelle. Zusammen mit den zahlreichen RhB-Wagen im 2m Markt bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten auf der Anlage. In Doppeltraktion mit ein paar Personenwagen oder auch Güterwagen sind sie ein besonderer Blickfang. Das Ausmessen des Modells, bestätigt, dass es die Lehmänner wieder einmal verstanden haben, ein Modell auf die Schienen zu bringen. Abweichungen bis 10% im sichtbaren Bereich können als akzeptabel bewertet werden, wenn man weiss, wie viele Kompromisse manchmal eingegangen werden müssen, damit das Modell für eine breite Modellbahnerschicht einsetzbar ist.