alt

KISS Ge 4/4 I 603 BADUS der 1. Serie mit Scherenstromabnehmer

Geschichte Kein anderes Triebfahrzeug der Rhätischen Bahn hat sein Gesicht im Verlauf der Jahrzehnte so stark verändert, dass es heute kaum mehr zu erkennen ist, wie die populäre Schnellzugslok Ge 4/4 I. In den vierzieger Jahren wurde die erste Serie dieses Loktyps von der Industrie an die RhB abgeliefert. In grüner Farbgebung und mit Übergangstüren in der Führerstandsfront. Die zweite Serie erhielt keine Übergangstüren mehr und bei der ersten Serie wurden die Türen mit den Jahren bei Revisionen entfernt. In den achtziger und neunziger Jahren wurde die ganze Serie einer umfassenden Revision unterzogen, wo die Lokomotiven sowohl elektrisch wie auch mechanisch grössere Umbauten erhielten. Am auffälligsten waren die Umbauten im Bereich der Führerstände, die ein völlig neues Gesicht erhielten. Dies war nötig, da die alten Führerstände durch Rost dermassen in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass sich ein Neubau der Führerkabine aufgedrängt hatte. KISS wählte die Umbauversion, die heute bei der RhB im Einsatz steht, als Vorbild für das erste Kunststoff Lokmodell für die Spur G. Für die Freunde von gehobenen Kleinserienlokmodellen der RhB ist KISS schon lange ein bekannter Anbieter, darum waren die Ansprüche die in ein Kunststoff Modell aus dem Hause KISS gestellt werden sehr hoch.

Modell Um es vorne weg zunehmen, dass Modell hat nichts mit dem auf der Homepage der Firma KISS vorgestellten Handmuster zu tun. Dort wird ein aus Messing hergestelltes Modell gezeigt. Doch die ersten Messebilder von der Nürnberger Messe 2005 des Kunststoff Modells waren vielversprechend und man durfte gespannt auf die Auslieferung sein. Leider konnte KISS den Liefertermin nicht einmal annähernd einhalten. Die Auslieferung wurde durch nicht einwandfrei funktionierende Antriebe, vor allem bei den digital gesteuerten Lokomotiven, verhindert. Da KISS nur hervorragende Produkte an den Kunden liefern wollte, musste für die Getriebe zuerst eine neue Lösung gesucht werden. Sie bestand darin, dass hochwertige Metallgetriebe wie sie sonst nur in den TopLinie Modellen verwendet werden, auch in der Kunststoffversion zur Anwendung kamen. Die Auslieferung der Modelle begann im ersten Quartal 2006.

Eindruck Schon die schmucke Verpackung liess das Herz höher schlagen und dank dem serienmässig eingebauten ESU Digitaldecoder konnte sofort eine Probefahrt mit dem Modell auf der Anlage unternommen werden. Das Modell zeichnet sich durch eine robuste Mechanik aus, die aus dem gewählten Antrieb resultiert. Die Laufeigenschaften dürfen mit „seidenweich“ umschrieben werden. Die Zugkraft ist absolut Top. Sechs schwere, mit Preiser Reisenden besetzte EW IV im Berninalook, zieht die Lok auch auf Steigungen ohne Probleme.

Digital Die Decoderprogrammierung ist optimal gewählt worden. So beginnen beim aufschalten, zuerst die Ventilatoren zu laufen, bis sich dann bei der nächsten Fahrstufe, der Zug in Bewegung setzt. Während der Fahrt wenn man eine Geschwindigkeitsänderung vornimmt, hört man den Stufenschalter arbeiten. Auch beim Bremsen und Anhalten ist das Arbeiten des Stufenschalters in der Lokomotive zu vernehmen. Kurz vor dem Stillstand, beginnen die Bremsen zu quietschen. Der Lok Pfiff ist in zwei Versionen zu hören. Als normaler Lokpfiff oder als Rangierpfiff. Die Pfiffe könnten etwas authentischer sein, hören sie sich doch eher wie Pfiffe einer stehenden als einer fahrenden Lok an. Durch die Veränderung des Werts in CV 63 lässt sich die Lautstärke des Sounds während der Fahrt verstellen und seinen Bedürfnissen anpassen. Wir haben den Sound so gewählt, dass er nur gerade zu hören ist, wenn man sich unmittelbar vor der Lok befindet. Ist die Lok einmal vorbeigefahren hört man nichts mehr. Dies hinterlässt einen sehr originalgetreuen Eindruck.

Detaillierung In der Detaillierung wurde beim Serienmodell noch um einiges gegenüber der Handmuster Version zugelegt. Wie bei einem KISS Modell mit Scherenstromabnehmer üblich wurde natürlich auf das „Schiffchen“ der Stromabnehmersenkfeder nicht verzichtet. Ein Detail, dass bisher nur KISS bei seinen Modellen berücksichtigt hat. Der Gesamteindruck des Lokkastens konnte gut nachgebildet werden. An den Frontscheiben und dem Führerstandseitenfenster sind ein paar Massungenauigkeiten aufgetreten, die je nach Blickwinkel den Eindruck aufkommen lassen „etwas“ stimmt nicht ganz. Dieser Eindruck liesse sich mit einer genauen Messung sicher bestätigen. Jedoch betone ich, dass mir die Fehler je nach Betrachtungswinkel mal weniger, mal mehr aufgefallen sind. Durch eine Verwitterung des Lokdachs und des Chassis kann man der Lokomotive ein grosses Mass an Vorbildlichkeit zuteil werden lassen.

Masstabelle in mm

alt

    Masse in mm     Vorbild     1:22,5   Modell     Abweichung in mm Abweichung in %
    Länge über Puffer     12100     538   570     -6 mm -1 %
    Länge Lokkasten     11920     529   527     -2 mm -0.4 %
    Drehzapfenabstand     6200     275.5   274     -1.5 mm -0.5 %
    Drehgestelachsstand     2500     111   112     +1 -0.9 %
    Breite     2650     118   119     -1 mm -0.9 %
    Höhe     3400     151.1   153     +2.1 mm +1.4 %
    Raddurchmesser     1070     47.5   47.0     -0.5mm -1.27 %
    Stromaufnahme bei 20 V     Leerfahrt     0,39 A
    Stromaufnahme bei 20 V     Volllast     1,51 A

Fazit Durch die grossen Probleme die KISS mit dem Antrieb hatte, ist nur eine kleine Serie dieser interessanten Lokomotive auf den Markt gekommen. Ab Werk waren keine Modelle mehr zu erhalten und die Wartelisten waren lang. Dies bewirkte, dass das Modell auf Onlineauktionen schnell grosses Interesse auf sich zog und zu Preisen den Besitzer wechselt, der um einiges höher war, als wenn man das Modell über den Fachhandel beziehen konnte.
Nach dem KISS bis Ende Mai 2007 genügend Bestellungen für eine zweite Serie erhalten hatte, wurde das Modell, in allen Varianten des Vorbilds nochmals aufgelegt.

alt

KISS Ge 4/4 I 610 VIAMALA der 2. Serie mit ESU V4.0XL Sounddecoder und Servogesteuerten Einholmstromabnehmern

2. Serie Im April 2008 kamen die ersten Modelle der überarbeiteten 2. Serie in den Handel. Das Modell unterscheidet sich vor allem Äusserlich. Wurden doch Fehler die in der 1. Serie gemacht wurden behoben und so die Vorbildlichkeit des Modells massiv erhöht. Im Bereich des Führerstandes sind die Frontfenster und das Seitenfenster überarbeitet und angepasst worden. Neu erhielt das Modell auch einen Lokomotivführer, der ohne Mütze seinen Dienst verrichtet.
In der Elektrik sind neue Radstromabnehmerkohlen für die Stromabnahme verantwortlich. Auf Wunsch der Kunden, arbeitet die Digital Version neu mit einem Massoth Decoder mit Sound, anstelle des ESU Bausteines. Durch diverse Änderungen beweist KISS, dass auf Wünsche der Kunden eingegangen wird und wo Mögliches auch verändert wird.
Mein Modell wurde nachträglich mit einem ESU V4.0XL Sounddecoder und zwei ESU Servoantrieben für die Pantos ausgerüstet. Dieser Sounddecoder mit dem originalen RhB Sound des Vorbildes verleiht dem Modell hervorragende Fahreigenschaften und ein Sound der fast keine Wünsche offen lässt. Die vorbildlich langsam laufenden Servos heben und senken die Stromabnehmer zusammen mit dem taktgenauen Sound.