LGB RhB Modell Ge 2/4 205 mit einem Regionalzug Richtung St. Moritz in Guarda

Vorbild 1913 beschaffte die RhB sieben Exemplare einer leichten, elektrischen Streckenlokomotive mit der Bezeichnung Ge 2/4 und den Betriebsnummern 201 bis 207 für die neu gebaute und von Anfang an elektrifizierte Strecke, Bever - Scuol im Unterengadin. Die Lokomotiven wurden von SLM Winterthur und BBC Baden gebaut. Wobei SLM für den mechanischen und BBC für den elektrischen Teil verantwortlich waren. Das Prinzip der Lokomotiven mit der Achsfolge 1`B1` bestand darin, dass sie zwei angetriebene Achsen aufwiesen, die über eine Blindwelle und Schrägstangen angetrieben wurden und zwei für die Gewichtsverteilung benötigte Vorlaufachsen hatten.

Der Antrieb erfolge über einen Repulsionsmotor. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es bei elektrischen Eisenbahn noch einige zu lösende Probleme. Gleichstrom liess sich zwar gut Regeln, ist aber für den Transport über lange Distanzen ungeeignet. Drehstrom liess sich kaum regeln und die Stromabnahme ab mehreren Fahrleitungen war aufwändig und kostspielig. Die bis in die heutige Zeit verwendeten Motoren für Einphasenwechselstrom hatten damals noch einen relativ schlechten Wirkungsgrad und machten Probleme bei der Feldverzerrung an den Hauptpolen. Für die Lösung dieser Probleme, war der Repulsionsmotor zu jener Zeit am besten geeignet. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren Repulsionsmotoren die einzigen Einphasenwechselstrommotoren für Hochleistungsantriebe in Elektrolokomotiven. Dies blieb so, bis im 20. Jahrhundert die Einphasen Reihenschlussmotoren technisch so verbessert wurden, dass sie die Repulsionmotorentechnik gänzlich abgelöst hatten.

Die 8,7 m langen Kastenloks erreichten eine maximale Geschwindigkeit von 45 km/h und besaßen eine Leistung von 228 kW. Diese Leistung reichte aus um einen 90 t schweren Zug auf 28 ‰ Steigung mit einer Geschwindigkeit von 28 km/h zu befördern. Sie wiesen ein Gewicht von 36,7 t auf. Drei dieser Lokomotiven wurden später, zwischen 1943 und 1946 zu Rangierlokomotiven mit zentralem Führerstand umgebaut. Zwei weitere Maschinen wurden so umgebaut, dass sie nur noch ein Gewicht von 30 t aufwiesen, gleichzeitig wurden die Leistung auf 450 kW und die maximal Geschwindigkeit auf 55 km/h erhöht. Die so umgebauten Maschinen kamen in den Vorspanndienst auf der Albulalinie von Filisur nach Samedan zum Einsatz, denn die dort eingesetzten moderneren Maschinen des Typs Ge 4/4 I kamen mit den immer grösser werdenden Lasten der Schnellzüge nicht mehr alleine zu recht.


Modell Das Modell der RhB Ge 2/4 205 von LGB ist seit 1988 auf dem Markt. Sie war nach dem Krokodil, der Ge 6/6 I 413, das zweite Modell nach Vorbild der Rhätischen Bahn. Sie widerspiegelt das Vorbild mit zwei Stromabnehmern und Führerstandsübergangstüren. Angetrieben wird die Lokomotive von einem im Chassisbereich längsliegendem Bühlermotor, der über eine Schnecke auf der Antriebswelle und Zwischenzahnräder die beiden grossen Antriebsachsen antreibt. Die Blindwelle und die Schrägstange werden über die Kuppelstangen angetrieben und sind streng genommen nur Attrappe. Die Elektronik befindet sich im Maschinenraum. Die ersten Lokmodelle waren für den reinen Analogbetrieb vorgesehen, erst später brachte LGB auch eine Serie Modelle mit MZS Decoder und Sound heraus.

 

Detaillierung Alle Teile des Modells sind typisch für LGB, in massiver Bauart gehalten, so dass die Lokomotive für den rauen Einsatz auf der Gartenbahn oder in Kinderhänden geeignet ist. Die beiden Stromabnehmer sind funktionsfähig für echten Oberleitungsbetrieb, aber nicht mit einem Antrieb versehen. Das Dach ist mit vielen Leitungen, Isolatoren und anderen Details ausgestattet, interessant wurde die Befestigung des Dachs gelöst. Anders als damals beim Krokodil, wo die vier Befestigungsschrauben für das Dach gut sichtbar sind, wurden bei der Ge 2/4 die Schrauben unter dem Dachlaufsteg verborgen. Dieser wird nur in dafür vorgesehene Löcher gesteckt und kann jederzeit, einfach zur Dachdemontage entfernt werden. Vollständig detailliert ist auch der Lokkasten. Die Dachleiter und vor allem die Frontlampen sind etwas gar massiv ausgefallen. Dies schadet etwas dem Gesamteindruck des Modells. Auch im Chassisbereich, der zwar mit allen Aggregaten ausgerüstet ist, sind die Anbauteile sehr massiv ausgeführt. Angst zu haben, dass etwas abbrechen könnte, ist daher völlig unbegründet. Die Führerstandstüren sind funktionsfähig und lassen sich öffnen und schliessen.

 

Antrieb Wie das Original ist auch das Modell eine Starrahmenkonstruktion. Bei der kurzen Gesamtlänge der Lokomotive keine grosse Herausforderung für die Konstrukteure. Eine Achse ist für eine Erhöhung der Zugkraft mit Haftreifen versehen, Bleigewichte im Maschinenraum erhöhen diesen Effekt noch zusätzlich. Um die Stromabnahme zu optimieren, wurde nahe bei der mit Haftreifen ausgerüsteten Achse, zwei Schienenschleifkontakte angebracht auch eine der beiden Vorlaufachsen wird zusätzlich zur Stromabnahme beigezogen. Mit etwas bastlerischem Geschick lässt sich die andere Vorlaufachse zusätzlich selber mit Stromabnehmer nachrüsten, was sicher bei langsamer Fahrt, zum Beispiel über ausgedehnte Weichenstrassen, zu empfehlen ist. Die Maschine verfügt in den angedeuteten Fronttüren je über eine Steckdose um die Innenbeleuchtung oder ein Schlusslicht der angehängten Wagen zu speisen.

 

Masstabelle in mm

Masse in mm Vorbild 1:22,5 Modell Abweichung in mm
Länge über Puffer 8700 386 375 -10 mm
Länge Lokkasten 7580

336
330

-6 mm
Gesamtachsstand 6000 266 264 -2 mm
Festerachsstand 2600 115.5 115 -0.5mm
Breite 2650 117.8 118 -0.2 mm
Triebraddurchmesser 1070 47.5 46 -0.5 mm
Laufraddurchmesser 710 31.5 30.5 -1 mm
Eigengewicht 2300g

 

Fazit Das Modell der RhB Ge 2/4 und ihre Varianten ist eine gefällige Maschine, die einfach zu Rhätischen Bahn gehört und sicher einen Platz auf jeder Anlage mit der RhB als Vorbild haben muss. Wie beim Vorbild ist sie nicht für schwere Züge konzipiert, aber ein Güterzug mit Personebeförderung vermag das Modell allemal zu befördern. Eine Überbelastung des Motors ist fast ausgeschlossen, da sich die Räder in einem solchen Fall einfach durchdrehen würden. Leider lässt das Modell in der Filigranität etwas zu wünschen übrig, das eine oder andere Detail wäre sicher genauso stabil, auch wenn es etwas feiner realisiert worden wäre.

Ge 2/4 205 leistet an einem Schnellzug mit Ge 4/4 I 609 ab Filisur Vorspann, wie 1955 noch üblich ohne Frontbeleuchtung am Tag.