Gleisseite des RhB Stationsgebäude von Surava. Auch abgesehen vom Thema Eisenbahn strahlt das Modell etwas vom Charme auf diesem ländlichen Bahnhof an der Albulalinie aus.

Erinnerungen an unsere Kindheit waren seinerzeit der Anlass, die am Eingang zum Albulatal gelegene Station Surava ( sur ava: über dem Wasser) der RhB im Massstab 1:87 als Vorbild für ein Diorama zu wählen. Die Faszination, die Welt der Schmalspurbahn in der eigenen Stube zu haben, war dann auch der Ausschlag sich Gedanken über ein anderes Projekt zu machen, das Stationsgebäude vom Bahnhof Surava in der Spurweite G für die Freilandmodellbahn LGB nachzubauen. Nachdem 1990 schon etliche Fahrzeugmodelle der Rhätischen Bahn auf dem Markt waren und wir diese mit etwas Farbe und Pinsel optisch noch mehr am Vorbild nachempfunden haben, war es an der Zeit, höhere Ansprüche an ein Vorbildliches Bahnhofsgebäude zu stellen. Es bedurfte daher keine allzu viele Überredungskünste, meinen Vater dazu zu bewegen, nach dem gelungen Bau von Surava in H0m auch Surava in Spur G in Angriff zu nehmen. So entstand ein Aufnahmegebäude der RhB in der Freilandspurgrösse: Die Station Surava „ganz Gross“.

Nehmen wir das Resultat voraus: Das fertig gestellte Modell des Bahnhofsgebäude Surava erfüllte in jeder Hinsicht unser vorgestecktes Ziel. Die Bilder wirken so echt, als seien sie Aufnahmen vom grossen Vorbild. Die Grenzen zwischen Modell und Vorbild sind fliessend und zeigen die Faszination eines Modells, das mit Liebe zum Detail und realistischer Nachbildung vieler Einzelheiten geschaffen wurde. Alle denkbaren Einzelheiten des Vorbilds wurden beim Bau des Modells nachempfunden und mit einer realistischen Patina versehen, die das Gebäude fast echt wirken lassen. Um den Bau innert nützlicher Frist realisieren zu können, wurde darauf geachtet, möglichst viele Produkte die bereits auf dem Markt waren zu verwenden. Während für die Baugrösse H0m bereits etliches Material für die Umsetzung eines solchen Bauvorhabens angeboten wurde, war es für Baugrösse G noch schwierig geeignetes Material ab „Stange“ zu erhalten. Eigentlich war nur der Bausatz der Firma hmb heute Largscale Holzmodelle auf dem Markt erhältlich und wir entschlossen uns, mit diesem Material zu Arbeiten. Der Vorteil lag darin, dass bereits viele Holzteile richtig zugeschnitten im Baukasten vorhanden waren und nur noch was fehlte oder zuwenig Detailreich war mit eigenen Mittel produziert werden musste. Ein Modell im Massstab 1:22.5 musste hinsichtlich Handhabung und Aufstellung im Freien gewisse Voraussetzungen erfüllen. Bei der Zusammenstellung der Materialliste wurde uns klar, dass der Umfang der zu beschaffenden Einzelteile noch ein beträchtliches Ausmass annehmen würde. Ein vergleich der im Bausatz von hmb konfektionierten Bauteile mit dem Bauplan ergab, dass die Massstäblichkeit im Wesentlichen dem Vorbild entsprach.

Trotzdem war uns bewusste, dass umfangreiche Änderungen und Ergänzungen unumgänglich sein werden. Immerhin waren im fraglichen Bausatz wesentliche, aber dennoch markante Gestaltungselemente, wie zum Beispiel das weisse Mauerbord, das Dach und zahlreiche andere wichtige Einzelheiten, die nicht dem Vorbild entsprachen oder wie der Stellwerksanbau, gar vollständig vernachlässigt wurden. Trotzdem darf ein wichtiger Vorteil des Bausatzes aber nicht übersehen werden, dass damit nämlich auch ein nicht so geübter Modellbahner ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielen kann. Bauweise und Schwierigkeitsgrad lassen sich individuell den eigenen Fähigkeiten anpassen.

Güterschuppen von der Gleisseite. Wie ein Maler mit seinem Pinsel, muss der Modellbauer mit unzähligen, unscheinbaren aber markanten Details die Szenerie auf einem Bahnhof nachvollziehen.

Die Verwendung des Bausatzes von hmb hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Die vielen verschiedenartigen Holzprofile sind massstäblich und in genügender Anzahl konfektioniert, und man erspart sich entsprechend viel Zeit für deren Bemessung, Vorbereitung und Zuschnitt. Das Gebäude wurde nach original Plänen und Fotos der RhB Station Surava gebaut, das heisst der Bausatz diente lediglich als – neben bei kostengünstiger - Materiallieferant.










Falls erforderlich wurden die Einzelteile entsprechend abgeändert. Die Seitenwände wurden gemäss den Zeichnungen erstellt und dann anschliessen zum Gebäude zusammengefügt. Die Klebverbindungen wurden mit einem kaltwasserfesten Weissleim geleimt und anschliessend das ganze Gebäude und die Grundplatte im Rohbau mit Holzlasur für Gartenhäuser behandelt um eine gewisse Witterungs- tauglichkeit zu erreichen. Die für das Dach vorgesehenen Sperrholzplatten ersetzten wir durch handelsübliche und vorbildgetreue Biberschwanz-Dachplatten von NOCH. Dabei mussten die zu dick aus Hartschaumstoff gefertigten Bauteile stark abgetragen werden. Firstziegel entstanden aus einem halbrund Holzprofil, über das in Regelmässigen Abständen ein Stück Blumendraht montiert wird. Danach wird mit Spachtelmasse die typische Firstziegelform nachgebildet. Dachrinnen und die Dachabläufe bestehen aus gefrästen Aluminiumrohren bzw. aus entsprechend gebogenen Messingrohren. Fensterläden, Fensterbänke und –rahmen, Verzierungen im Fachwerk usw. wurden bis in alle Einzelheiten dem Vorbild entsprechend verwirklicht. Für verschiedene Einzelheiten, wie z.B. Fahrplanrahmen, Abfallkorb, Türdrücker und –schlösser, Haltsignal usw. wurde Messing als Werkstoff gewählt.

Auch im Hintergrund liegende und deshalb weniger gut sichtbare Bauelemente dürfen nicht vernachlässigt werden und müssen ebenfalls sauber durchgestaltet werden.

Bedienungsarmaturen wie Streckentelefon, Abfahrerlaubniskasten, Weichenkeil etc. beim Stellwerksvorbau.

Detailansicht der Stirnseite Alvaneu. Das vorwiegend aus feinem Holz gebaute Modell mit den passenden Triebfahrzeugen vermittelt einem die Illusion, dass bald der nächste Regionalzug einfahren wird.

Für andere Details, wie z.B. Bahnhofsuhr, Bedienungs- und Steuerelemente im Freien, Weichenkeil usw. wurde Holz gewählt. Danach erfolgte die Beschriftung und die Ausschmückung des Aufnahmegebäudes mit verschiedenen Einzelheiten, wie zB Vorhängen, Türvorlagen, Blumen, Blätterwerk, Erdungstange, Sitzbank, Besen, Gepäck, Ladegut, Paletten, Junghans Palettenrolli und all die unzähligen Kleinigkeiten, die eben die Landbahnhof Realität erzeugen.

Die Liebe zum Detail: Abfallbehälter, Heckenrosen, Dachrinne, aktueller Fahrplan von 1990 usw.

Bei seinem täglichen Gang durchs Dorf versäumt Altmeister Casutt nie die bereits seit Monaten angeschlagenen Neuigkeiten zu studieren.

   

Gesamtansicht des Bahbofs Surava von der Stirnseite Alvaneu vor dem realen Hintergrund Surava.

Das Modell wird nur während des Fahrbetriebs auf der Anlage platziert. Da viele Ausschmückungs- Details von der Baugrösse H0 verwendet wurden und nicht Wetterfest sind.

Die RhB in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen

Die Albula- und Berninastrecke zwischen Thusis und Tirano sind Beispiele für die hervorragende und technisch innovative Erschliessung der hochalpinen Landschaft und gehören zu den spektakulärsten Schmalspurbahnen der Welt.

Das Rückgrat der Landschaft Albula/Bernina bildet die Rhätische Bahn. Die Albulabahn wurde 1903, die Berninabahn 1910 vollendet. Die Albulabahn galt schon zur Zeit der Entstehung als Meisterwerk. Die Berninabahn (St. Moritz - Tirano) übernahm im Alpenraum eine Vorreiterrolle für viele geplante und realisierte Bahnen. Die Strecke ist eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt und die höchstgelegene, ganzjährig befahrene Alpentransversale Europas.

Zur aussergewöhnlichen Bedeutung der Albulabahn und der Berninastrecke trägt auch die einzigartige Landschaft bei. Die Strecke führt durch eine überaus reiche Kulturlandschaft. Die Kunstbauten der Linie bilden mit der aussergewöhnlichen Topographie eine Einheit.

Am 07. Juli 2008 wurde die RhB in der UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Zu diesem Anlass wurden alle RhB Bahnhöfe mit grossen Flaggen "UNESCO Weltkulturerbe" geschmückt. Diese dürfen natürlich auch an den Modellbahnhöfen nicht fehlen. Die 8 x 2.56 cm grossen Flaggen werden auf Papier gedruckt und an den Bahnhöfen befestigt.