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Auf der Modellbahnanlage präsentiert sich das ganze etwas differenzierter. Die wenigsten Modellbahnanlagen werden nach den geltenden Signal- und Fahrdienstvorschriften betrieben. Signale spielen eher die Rolle als "Statisten" oder "Requisiten", als dass sie aktiv den Bahnbetrieb regeln. Dies, weil die Vorschriften nicht jedem Modelleisenbahner bekannt sind und sicher auch, weil ein Fahrbetrieb nach den Vorschriften des Vorbildes eher verkomplizierend als entspannend sein würde. Das man aber je länger je mehr, Anlagen mit möglichst modelgetreuen Lichtsignalen oder je nach Epoche, Formsignalen ausrüstet, wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit. Der zusätzliche Effekt, dass ein angeschlossenes Signal auch noch eine willkommene Lichtquelle bei Nachtfahrten ist, wird dabei gerne genutzt. Nun ist die Aufgabe von Signalen etwas ambitionierter als sie nur als Lichtquelle zu missbrauchen. Denn eine vorbildliche Anordnung von Signalen auf der Modellbahn kann durchaus Sinn machen, wobei eine gewisse Kenntnis der Vorschriften unumgänglich ist, damit es dann auch korrekt wäre.

Als Beispiel ein Hauptsignal für eine Barrierenanlage (Bahnschranke). Befindet sich die Barrierenanlage im Bereich eines Bahnhofes (Einfahrseitig oder Ausfahrseitig) wird der Bahnübergang meistens gleich durch die Einfahrsignale oder Ausfahrsignale „gedeckt“ (gesichert). Befindet sich der Bahnübergang aber auf der (längeren) freien Strecke, kann man den Bahnübergang mit separaten Deckungssignalen sichern (dadurch können die Öffnungszeiten der Schranken länger sein, als wenn die Schranke bereits geschlossen sein muss, wenn der Zug erst am Ausfahrsignal der voran gegangen Station vorbeigefahren ist). Solche Deckungssignale haben den Zweck, dem Lokführer zu zeigen, dass der Bahnübergang ordnungsgemäss geschlossen ist. Dazu reicht es, wenn das Hauptsignal grün zeigt. Dafür ist nun zwingend, in Bremswegdistanz (je nach gefahrener Geschwindigkeit länger oder kürzer) zum Deckungs- oder Hauptsignal, ein Vorsignal nötig.

Ist die signalmässige Sicherung einer Bahnschranke noch überschaubar, wird die vollständig, korrekte signaltechnische Ausrüstung eines Modellbahnhofes eine ganz andere Sache. Die proportional komplexer wird, je mehr Gleise der Bahnhof aufweist. Ein Bahnhof besteht aus den Gleisen die für den Betrieb benötigt werden und über anschliessende Streckengeleise von und zum nächsten Bahnhof. Ein Bahnhof kann nicht einfach befahren werden, sondern jeder Zug der von der Strecke kommt, benötigt eine Zustimmung zur Einfahrt. Auch darf ein Zug nicht einfach den Bahnhof auf die angrenzende Strecke wieder verlassen - er benötig eine Zustimmung zur Ausfahrt. Dafür sind die Einfahr- und Ausfahrsignale mit den entsprechenden Vorsignalen installiert und das separat für jede Fahrrichtung.

 

Situation eines einfachen Bahnhofes. Jedes Gleis ist mit eigenen Signalen ausgerüstet. Jedes Signal zeigt die mögliche Bestückung der Linse.

 

Betrachten wir mal einen einfahrenden Zug von einer beliebigen Fahrrichtung. Der Zug fährt auf der Strecke, bei Annäherung an den Bahnhof am Einfahrvorsignal vorbei, dieses zeigt ob am Einfahrsignal bereits die Zustimmung zur Einfahrt erteilt wurde. Am Einfahrsignal ist meistens am selben Mast, unter dem Einfahrhauptsignal das Ausfahrvorsignal installiert. In unserem Fall zeigt dieses Warnung, was bedeutet dass keine Zustimmung zur Aus (Weiter-) fahrt vorliegt und der Zug im Bahnhof anhalten muss. Dies kann sein, weil der Zug einen vorgeschriebenen Halt hat, eine Kreuzung stattfindet oder auch nur, weil bei einem Halt, die Bahnschranke auf der Ausfahrseite noch nicht geschlossen ist, so dass der Strassenverkehr noch ungehindert rollen kann.

Bahnhöfe können unterschiedlich mit Signalen ausgerüstet sein. Bei einfachen Gleisanlagen, kann ein einzelnes Ausfahrsignal für mehrere Gleise Gültigkeit haben.  Damit der Lokführer weiss, für welches der Geleise die Zustimmung in so einem Fall erteilt wurde, muss er die Weichenlaternen beachten. Manche Bahnhöfe verfügen über Signalstellungsmelder, Zwergsignale, Richtungssignale oder Fahrbegriffsignale.

Ein moderner Bahnhof mit Sicherungsanlagen auf dem neusten Stand verfügt über separate Signale für jedes Gleis und jede Richtung. Heißt, pro Gleis je zwei Ausfahrsignale.

 

 

Situation einer einfachen Anlage mit Gruppenausfahrsignalen. Ein Gruppensignal gilt für zwei oder mehr Gleise, gibt aber die Zustimmung nur immer für ein Gleis. Für einen eindeutige Zuordnung zum Gleis ist die Weichenstellung zu beachten. Jedes Signal zeigt die mögliche Bestückung der Linse.

 

Eisenbahnen verkehren nach genau vorgeschriebenen Geschwindigkeiten. Jeder Streckenabschnitt hat eine vorgeschriebenen Maximalgeschwindigkeit. Weitere Einschränkungen in Kurven oder Gefällsstrecken sind möglich. Bahnhöfe können weitere Geschwindigkeitsvorgaben, teilweise für die Einfahrt und Ausfahrt unterschiedlich, aufweisen, es ist aber je nach Gleisgeometrie möglich, den Bahnhof mit der gleichen Geschwindigkeit wie die angrenzende Stecke zu befahren. Wir dem Bahnhof die Fahrerlaubnis mit Fahrbegriff 1 (oder HP 1) signalisiert, zeigt das Signal ein grünes Licht, das Vorsignal zwei grüne Lichter schräg. Die erlaubte Geschwindigkeit ist aus dem Dienstfahrplan zu entnehmen. Wird der Bahnhof mit Fahrbegriff 1 befahren führt die Fahrstraße meist nicht über ablenkende Weichen. Fahrten über Ablenkende Weichen erfolgen in der Regel mit verminderter Geschwindigkeit (Ausnahmen bilden Fahrten über Symetrieweichen oder Weichen mit ganz grossen Abzweigradien).