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Ein dauerhaftes und stabiles Schotterbett ist eine Grundvoraussetzung für einen sicheren und störungsfreien Betrieb von Gartenbahnen

...sagt ein geläufiges Sprichwort, und das gilt im übertragenen Sinn auch für die Gartenbahn. Nicht nur beim grossen Vorbild sind einwandfrei verlegte Gleise eine unabdingbare Voraussetzung für sicheren und störungsfreien Betrieb sondern auch für die Modellbahn. Insbesondere Freilandanlagen sind harten Witterungsbedingungen ausgesetzt und sollten bei der Garten- und Rasenpflege sowie in den Verkehrswegen keine Behinderung darstellen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können Gartenfreund und Modelleisenbahnliebhaber in friedlicher Koexistenz nebeneinander leben.

Freilandanlagen mit unsachgemäss verlegtem Schienenstrang, mit happigen, unnatürlich wirkenden Steigungen hinterlassen nicht nur hinsichtlich Vorbildtreue einen optisch zwiespältigen Eindruck, sondern beeinträchtigen massiv die Leistungsfähigkeit der Triebfahrzeuge und führen zu regelmässig auftretenden, ärgerlichen Funktionsstörungen.

Im Folgenden wird von einem interessanten Verfahren für die Verlegung einer Freiland-Gleisanlage in Spur 2m berichtet, bei welchem ausschliesslich handelsübliche und relativ preiswerte Materialien verwendet wurden. Die für Freilandanlagen übliche aufwändige Reinigung ist rasch und einfach durchzuführen. Das genau verlegte Gleis mit massstäblichem Schotter besticht durch ein absolut realistisches und vorbildgetreues Bild und hat sich Jahre hindurch im harten Freilandbetrieb - selbst bei winterlichen Minustemperaturen bestens bewährt.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterbau Als Unterbau für die Gleisanlage wurden auf Kies verlegte Rasenkanten- oder Gehweg-Platten verwendet. Mit den in gerader oder gebogener Form erhältlichen Rasenkantenplatten lassen sich praktisch alle gängigen Gleisradien für Freistrecken verwirklichen. Im Weichen- und Bahnhofsbereich werden grosse Gehwegplatten eingesetzt. Auf einer Platte mit den Massen 50x100cm lassen sich nebeneinander drei Bahnhofsgeleise realisieren. Die handelsüblichen Gartenbauplatten sind in verschiedenen Spezialausführungen erhältlich (gerade und gebogene Platten, Winkelstufen, Eckstücke usw.) und erlauben praktisch eine uneingeschränkte Verlegung eines dem Gelände angepassten, dauerhaften Schienenstranges ohne aufwändige Betonierarbeiten. Das Verlegung der Platten wurde mit grosser Sorgfalt vorgenommen. Wasserwaage, Setzlatte, Richtschnur, genaue Vermessung der Steigungen sind unabdingbare Voraussetzungen zur Erlangung der notwendigen Präzision. Die zulässigen Steigungen sollten - wie beim Vorbild der RhB Albulabahn - 35 Promille nicht übersteigen. Steigungen mit bis zu 45 Promille sind noch realisierbar, sie vermindern aber die Anhängelast der Triebfahrzeuge massiv.

Die Verlegung der Kabelzuführung erfolgte seitlich der Betonplatten in entsprechenden Kunststoffprofilen, da freie Kabel durch den nachwachsenden Rasen immer wieder an die Oberfläche gedrückt werden. Wenn die elektrische Einspeisung ins Gleissystem nur einmal erfolgt, ist es Ratsam die Schienenstösse mit einer Drahtverbindung zu verlöten um Spannungsverluste über die Schienenstösse zu verhindern, Digitalsteuerungen können auf Spannungsabfälle besonders empfindlich reagieren.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oberbau Die Gleise wurden ohne Schraubverbindungen nur auf die Betonplatten gelegt. Radien werden durchwegs mit Flexgleise erstellt.  Um höchste Kontaktsicherheit zu gewährleisten, sind sämtliche Schienenstösse mit etwa 5 cm langen Kabellitzen (Querschnitt mindestens 1,5 mm2) an der Schienenaussenseite elektrisch überbrückt.  Um beim Löten ein Schmelzen des Kunststoffkörpers zu verhindern, dürfen die Schienenstösse nur ganz kurz erhitzt werden. Dafür muss das Gleis vorbereitet werden: zuerst Profiloberfläche säubern und mit Lötwasser oder -paste versehen. Das flüssige Lot möglichst schnell mit der Kolbenspitze anbringen. Danach erfolgt die Verlötung mit den am Ende verzinnten Kabellitzen. Diese Voraussetzung und die Notwendigkeit dauerhafter und einwandfreier Lötverbindungen setzen den Einsatz eines Lötgerätes mit hoher Heizleistung (min. 150 Watt) voraus.

Die unmittelbare Verlegung des Gleissystems auf die Betonplatten hat den Vorteil, dass die Schienen in der Höhe nicht mehr nach gerichtet werden müssen. Wenn nämlich Schottersteine unter die Schwellen gelangen, ist eine einwandfreie und betriebssichere Verlegung der Gleise praktisch ausgeschlossen. Der optische Gesamteindruck ist übrigens so gut, dass die gegenüber dem Vorbild etwas verminderte Schotterhöhe nicht auffällt.


Die Rasenkantenplatten Gordula aus Beton sind gerade oder gebogen für links und rechts Anwendung erhältlich

Schotter wurde aus Quarzsand entsprechender Körnung - für Freistrecken 2-3 mm, im Bahnhofs- und Weichenbereich 1-2 mm - hergestellt. Besonders gut eignet sich Quarzsand, wie er für die Herstellung hochwertiger Quarzsandteppiche und dekorativer Fussbodenbelägen im Innen- und Aussenbereich verwendet wird. Farbe und Struktur des Quarzsandes können individuell angepasst werden und vermitteln einen vorbildgetreuen Eindruck. Aber auch echtes Kies in dieser Körnung kann ohne weiteres verwendet werden.

Eine lose Verlegung der Steine ist wenig sinnvoll, da diese durch mechanische und witterungsbedingte Einflüsse bald neben dem Schienenstrang "versickern" würden. Durch die Anwendung eines Einkomponenten - Polyurethan - Bindemittels lässt sich ein dauerhaftes, stabiles, zudem witterungsbeständiges Schotterbett erzielen. Ein derart erzeugtes Gleissystem mit flexiblem Schotterbett ist absolut trittfest und läßt sich problemlos mit Besen oder kräftigem Wasserstrahl reinigen. Die Aufbereitung des Schotters mit dem Bindemittel erfolgt nach Vorschriften, wie sie bei der Herstellung der Quarzsandteppiche in der Industrie angewendet werden. Da die Polymerisierung des Bindemittels durch die Luft erfolgt, darf jeweils nur so viel Schotter angerichtet werden, wie etwa in 20-30 Minuten verarbeitet werden kann.

Der mit Bindemittel durchmischte Quarzsand wird sparsam zwischen und neben die Gleise geschüttet und mit einem Werkzeug (Pinsel oder dgl.) zwischen die Schwellen gefügt. Schotterreste sind von den Schwellen und Schienenprofilen zu entfernen. Für die Reinigung der Schienenprofile, Schwellen und Werkzeuge (notfalls auch Hände) eignet sich eine Polyurethan-Verdünnung. Das Tragen von Schutzhandschuhen beim Einschottern wird empfohlen!

Sobald der Schotter ausgehärtet ist (nach 1 bis 2 Stunden), verleiht das Auftragen von farblich nachgebildetem Flugrost mit einer Spritzpistole dem Gleiskörper ein realistisches Aussehen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Edelstahl oder vernikeltes Messinggleis Geleise mit Messingschienenprofilen hat die Eigenschaft bei Feuchtigkeit und Nässe "anzulaufen". Diese isolierende Oxidschicht verringert den elektrischen Kontakt zwischen Schiene und Rad massiv und kann zu Störungen im Eisenbahnbetrieb führen. Diesem Umstand kann nur mit einer regelmässigen Reinigung der Schienen oder mit der Verwendung von Edelstahlgleismaterial oder vernickelten Messingschienen abgeholfen werden. Neubauten werden nur noch mit hochwertigen Schienen aus Edelstahl ausgeführt. Der Putzaufwand ist vernachlässigbar und mit spezial Lötmaterial ist das verlöten der Schienenstösse zum Kinderspiel geworden. Edelstahl lässt sich entgegen der gängigen Meinung problemlos weichlöten. Eine Ausnahme bilden die R5 Weichen. Die LGB R5 Weichen haben sich so bewährt, dass ich mich entschieden habe weiterhin diesen Typ zu verwenden. Sie sind nur in Messing erhältlich und könnten nachträglich vernickelt werden.

Edelstahlgeleise verändert seine Farbe auch während Jahren nicht. Sie würden auch noch nach langer Zeit ihr silbernes Farbkleid zeigen. Um trotzdem ein realistisches Aussehen des Schienenstrangs zu erhalten,  werden die Geleise mit einer Airbrushpistole und lösungsmittelhaltiger Farbe gespritzt. Die Schienenseiten, Laschen an den Stössen, Lötstellen und Radlenker von Weichen erhalten so ein Vorbildliches aussehen. Weichen werde speziell noch mit einem dunkleren Farbton gefärbt um die Spuren des Weichenschmierens zu erzeugen.

Vorbildlich mit Kies und Sarnacol 2116 eingeschotterte und farblich nachbehandelte Gleisanlage mit Edelstahlprofilen und herkömmlichen Messingmaterial

Trotz der soliden Bauweise, muss ein späterer Umbau jederzeit möglich sein. Die folgenden Bilder zeigen den Totalumbau des nördlichen Weichenkopfs im alten Bahnhof Surava. Die bestehenden R3 Weichen wurden gegen die neuen R5 Weichen ausgewechselt. Drei Rasenkantenplatten wurden gegen Gehwegplatten ausgetauscht und das Fundament neu gerichtet. Dadurch liess sich auch das Stumpengleis präziser verlegen als auf den ehemaligen Verbundsteinen. Dannach werden die Schienenstösse wieder verlötet und die Geleise wieder eingeschottert. Der Umbau dauerte gerade mal 3h und das Ergebniss ist sehr befriedigend.

Die alten Geleise, Schotter und Platten werden entfernt, die Platten gereinigt Neuer Splitt 2-4mm wird eingebracht und verdichtet Die neuen Platten werden verlegt, sie ermöglichen den stabilen Untergrund
Probeweise verlegen der neuen R5 Weichen

Nach dem verlegen der zweiten Platte kann bereits wieder das Geleise verlegt werden

Ehemals geschotterte Weichen, kann man nach dem reinigen ohne weiteres wieder verwenden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schottern In einem Wegwerfeimer wird der Quarzsand mit dem PU Binder oder Kies mit Sarnacol 2116 gemischt. Das Mischverhältnis bei Quarzsand ist etwa 1:10 (1 Teil Binder, 10 Teile Quarzsand) bei Kies soll eine gute Befeuchtung mit Sarnacol gewährleistet sein. Danach wird die Masse mit einem 25 mm Spachtel in das Gleis eingebracht. Mit einer Stuckaturkelle können die Typischen Wulste links und rechts der Schiene gebildet werden. Diese dürfen nicht höher als SOK sein damit vereinfacht sich das Schienenreinigen und verhindert das Hängenbleiben von tiefen Schienenräumern an den Fahrzeugen. Das Schotterbett wird pro Seite 2-3 cm breiter als das Gleis gemacht, auf Rasenkantenplatten kann die ganze Breite der Platte geschottert werden.  Mit einem Pinsel und Reiniger (PU Verdünner) wird anschliessend die Schiene und jede Schwelle gereinigt. Vorheriges abkleben des Schienenprofils verringert den Reinigungsaufwand erheblich.

Schotter in einem billigen Eimer vorbereiten

PU Binder 1:10 zum Quarzsand oder Sarnacol 2161 zum Kies dazugeben

Die Mischung wird mittels Spachtel und Stuckaturkelle ins Gleis eingebracht
     
Mit einem Pinsel und Verdünner werden die Schienen und die Schwellen gereinigt Der Schotter kann auch mit dem Schotterwagen Fad zur Baustelle transportiert werden, ist aber wegen des klebrigen Binders nicht zu empfehlen
Die natürliche Farbgebung der Geleise wird mit Farbe und eine Spritzpistole erreicht.

Die Weichen werden mit dunkler Farbe noch intensiver behandelt um den Effekt einer frisch geschmierten Weiche zu erzeugen

Reinigung und Gartenpflege Bei Edelstahlgeleise liegt der Vorteil klar beim geringen Reinigungsaufwand. Die Geleise müssen nie von Patina befreit werden. Trotzdem können isolierende Schmutzschichten entstehen die nicht erwünscht sind. Ameisenstrassen oder Schnecken die von Zügen erfasst werden, verursachen störenden Schmutz, der mit Schienenreinigungsgeräten aller Art entfernt werden muss. Dies geht aber leicht von der Hand und ist zum Teil punktuell begrenzt. Werden die Betonplatten in den Rasen eingelassen verlegt (mit der Oberkante bündig zum Rasen), besteht beim Rasenmähen keinerlei Gefahr, dass das rotierende Messer das Schienenprofil berührt. Die Rasenpflege wird durch die Freilandanlage also keinesfalls behindert oder erschwert. Diese Tatsache ist von grosser Bedeutung, denn oft scheitert die Verwirklichung einer Freilandanlage am Widerstand der Gartenliebhaber! In unserem Falle liessen sich dadurch Zielkonflikte vermeiden: Garten- und Modelleisenbahnfreunde leben in friedlicher Koexistenz nebeneinander.

Das Mähen der Anlagenkanten erfolgt genau so wie auf dem Bild zu sehen,  ohne geringste Beschädigung der Gleisanlagen