MLGB Modell RhB ABe 8/12 ALLEGRA

Einen Bericht über ein Modell für die Berninabahn ohne eine Fotomontage in der Montebellokurve wäre undenkbar - MLGB RhB ABe 8/12

ALLEGRA Seit Ende 2013 heisst es nun auch bei Märklin in der Spur 2m, Allegra! Der wohl seit langem von vielen heiß erwartete Triebzug der Rhätischen Bahn ist nun auch für die Gartenbahn in der Spur 2m lieferbar. Seit dem erscheinen des Vorbildes, war es von vielen Modellbahner der große Wunsch, auch im heimischen Garten mit dem Paradepferd der RhB fahren zu können. Seit der Übernahme von LGB durch Märklin, stellt der ABe 8/12 von Stadler Rail wohl eines der ambitioniertesten Projekte überhaupt dar. Denn für die Lancierung des Modells müssen eigentlich drei verschiedene Formen hergestellt werden. Dies lässt die Produktionskosten schnell einmal in exorbitante Höhen schnellen. Durch Verwendung von Schiebern und einem grossen Know-how der Formenbauer konnte diese Hürde erfolgreich überwunden werden, trotzdem musste noch ein enormer Aufwand im Formenbau betrieben werden. Der Aufwand hat sich aber gelohnt, dem Modellbahnfan präsentiert sich ein Spitzenmodell. Den ABe 8/12 3008 mit dem Namen Richard Coray. Richard Coray war eine Zimmermeister aus dem bündnerischen Trin, er spezialisierte sich auf Gerüstbau und war für die Erstellung vieler Lehrgerüste für den Brückenbau im In- und Ausland verantwortlich. Auch für die RhB erstellte er diverse Lehrgerüste für ihre Brücken.

MLGB ist es gelungen, den imposanten Triebzug auf schmaler Spur, sehr originalgetreu ins Modell umzusetzen. Gerade die schwierige Kopfform, das Gesicht jedes Fahrzeuges, wurde hervorragend getroffen. Aber auch die übrigen Details des Zuges, wurde ausgezeichnet realisiert. Alle Konturen von eingebauten Komponenten am Zuge sind erhaben und scharf nachgebildet, nicht einfach aufgedruckt. Eine Frage, die sich immer wieder bei Modellen dieser Spurweite stellt, wie wurde die massstäbliche Umsetzung des Vorbilds ins Modell realisiert. Der MLGB RhB ABe 8/12 weist beim Vorbild eine Länge von knapp 50 m über Puffer auf. Die Fahrzeuge sind zwischen 15.22 m (Mittelwagen) und 15.73 m (Endwagen) lang. Modelle mit einer Länge von mehr als 680 mm Länge sind problematisch auf engen Radien. MLGB wählte eine Länge von 630 mm für den Mittelwagen und 680 mm für die Endwagen. Dies ergibt eine ungefähre Kürzung von 7% in der Länge.


Die zu öffnenden Türen bieten viele Möglichkeiten für die Szenengestaltung

Detaillierung Sehr umfangreich ist auch die Detaillierung der Fronten. Vom Heizkabel, über die Luftschläuche zum Scheibenwischer bis hin zu den Rückspiegeln wurde nichts unterschlagen. Die sehr filigran ausgeführten teile sind dank einer elastischen Kunststoffmischung voll Freilandtauglich. Der Puffer in vorbildlicher Grösse ist gefedert. Die Lackierung des Zuges gibt die verschiedenen Rottönen des Vorbildes korrekt wieder. Die Bedruckung aller Beschriftungen und des RhB Logo sind Lumpenrein. Die drei Einheiten lassen sich nachdem sie auf dies Schienen gestellt wurden, über eine neu konzipierte Kupplung mit individuellem Abstand, je nach vorhandenen Radien, kuppeln. So ist es möglich, auf Anlagen mit großzügigen Radien praktisch Faltenbalg an Faltenbalg zu fahren, aber auch auf Anlagen mit R1 Radien den Zug einzusetzen. Zu beachten ist, dass die beiden Endwagen nicht beliebig angeordnet werden. Sie müssen nach einer genau definierten Konfiguration zusammen gestellt werden. Vereinfacht gesagt, wird die Seite mit den beiden Fenstern des Mittelwagen auf die 2 Fenster des einen Endwagens und die Seite mit den 3 Fenstern des Mittelwagens zu den 3 Fenstern des anderen Endwagens platziert. Kurz gesagt 2/2 Fenster zu 3/3 Fenster. Die Verpackung des Zuges hilft hier nicht als Stütze, da die Verpackungsdesigner den Zug auf der Verpackung verkehrt herum angeordnet haben.

Antrieb Der Antrieb erfolgt wie beim Vorbild, über die Endwagen. Je ein Drehgestell der Endwagen wird durch einen starken Bühlermotor angetrieben, was genügend Zugkraft gibt um auch weitere Wagen anzuhängen. Alle Drehgestelle sind serienmässig mit Mettalachsen ausgestattet. Die Unterschiede im Bereich der Drehgestelle wurden berücksichtig und umgesetzt. So weisen die Drehgestelle der Endwagen Magnetschienenbremsen und Schlingerdämpfer auf, die Drehgestelle der Mittelwagen nicht. Die Hauptelektronik Komponenten sind im Mittelwagen untergebracht. Dort befindet sich auch die neue Dekoder-Schnittstelle und der Einbauort für den Lautsprecher. In den Endwagen befinden sich Controllerboards die für Dienstbeleuchtung, Fernlicht, Pantos und Endzielanzeigen zuständig sind. Alle Boards sind mit Microcontroller versehen und über einen seriellen Bus innerhalb der 13poligen Verbindungsleitung verbunden.

Der Zug verfügt über eine geradezu üppige Beleuchtung. Die Abteile werden über SMD LED`s Lichtbänder beleuchtet. Die Führerstände wechseln die Beleuchtung in Fahrtrichtung und alle Zuglaufschilder und die Endzielanzeige sind beleuchtet. Die Türen am ganzen Zug lassen sich von Hand öffnen und schließen. Die Türen laufen in präzisen Führungen und liegen im geschlossenen Zustand bündig an. Jeder Wagen verfügt über eine vorbildlich gestaltete und farblich abgestimmte Innenraumgestaltung. Auf die Unterschiede in den beiden Wagenklassen wurden berücksichtigt. Die Inneneinrichtung ist authentisch nachgebildet, bis auf die Karte auf den Fenstertischen wurde an alles gedacht. Die Fenster erhielten eine leichte Tönung was dem Zug zusammen mit der markanten Gummidichtung hervorragend steht. Ganz neue Wege beschritt MLGB mit der Möglichkeit die Front vorbildlich zu gestalten. Bis heute, verunstaltete bei MLGB und allen LGB Modellen der nicht gerade vorbildliche Zughacken, unter Insidern als Flaschenöffner bezeichnet, mehr oder weniger die Front der Fahrzeuge. Beim Allegra wurde dem Rechnung getragen und dem Modellbahner die Möglichkeit gegeben, mit den beigelegten Kupplungsteilen, die Front der Zuges originalgetreu zu belassen oder mit einer Kupplung zu versehen.

Das Märklin LGB Modell des Stadler ALLEGRA für die RhB ist auch in 2m ein Top Modell

Masstabelle in mm

Masse in mm Vorbild 1:22,5 Modell ungefähre Abweichung in Prozent
Länge über Puffer 49500 2200 1990 -10%*
Achsanordnung Bo`+Bo`+2`+2`+Bo`+Bo`
Bo`+2`+2`+2`+2`+Bo`
Einstiegsbreite 850/1200 38/53 35/52 -2%
Drehgestellachsstand Endwagen 2000 89 78 -12%
Drehgestellachsstand Mittelwagen 1800 80 78 -2%
Breite 2650 117 115 -2%
Höhe Wagenkasten 2650 118 116 -2%
Raddurchmesser Endwagen 810 36 38.2 +6%
Raddurchmesser Mittelwagen 685 30.4 31.1 +2%

*je nach Kupplungsabstand

Betriebsanleitung RhB ABe 8/12 2022


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Der MLGB RhB ABe 8/12 3508 als Regionalzug St. Moritz - Tirano kurz vor Pontresina 1.12.2013

Fazit Mit dem ABe 8/12 Allegra der Rhätischen Bahn  in Spur 2m zeigte MLGB, wer Marktführer in dieser Spur ist. Das Modell ist authentisch und glaubwürdig. Dass keine kugelgelagerten Achsen für die nicht angetriebenen Drehgestelle und den Mittelwagen verwendet wurden ist ein Wermutstropfen. Die Gebrauchsanweisung des Zuges ist nicht gerade aussagekräftig. Keine Aussagen werden gemacht, wie der Aufwändig gestaltete Bogen an Klebepiktogrammen für die Dachaufbauten zu verwenden ist. Auch wie man die Zuglaufschilder montieren sollte wird nicht erwähnt. Wir das Zuglaufschild nun auf den Kasten montiert oder muss der Zug zerlegt werden um das Schild im Kasten zu platzieren? Was ein absolutes "no go" darstellt, ist der Lokführer mit Schirmmütze. Liebe Märklin, diese Figur sollte man dringend aus den Lagerbeständen entfernen.

Für Märklin dürfte der Erfolg des ALLEGRA Modells darüber entscheiden, ob in Zukunft weiter in die Tochter LGB investiert werden soll oder nicht. Die Signale stehen aber auf grün, denn das Modell ist sehr gut gelungen.